Streit um Stromtrassen:Ramelow verärgert über Seehofers Energie-Kurs

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Bodo Ramelow will nicht hinnehmen, dass sein Bundesland im Trassenstreit gelackmeiert wird. (Foto: dpa)
  • Bodo Ramelow zeigt sich empört über die ablehnende Haltung Bayerns zu neuen Stromtrassen und kündigt "klaren Widerstand" dagegen an,
  • Ramelow ärgert demnach, dass für die geplanten Trassen eigens Schneisen durch Thüringen geschlagen wurden - und nun wolle Bayern den Strom aus dem Norden gar nicht haben.
  • Niedersachsens Regierungschef Weil fordert in dem Streit ein Machtwort der Kanzlerin.
  • Bayerns Landeschef Seehofer hatte sich zuletzt gegen die geplanten Trassen gewandt.

Ramelow empört über Seehofer

Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) soll sich bei Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) über die Energiepolitik der CSU im Nachbarland Bayern beschwert haben. Sollte Regierungschef Horst Seehofer bei seiner ablehnenden Haltung gegenüber neuen Stromtrassen von Nord nach Süd bleiben, werde es "klaren Widerstand" aus Thüringen geben, schreibt Ramelow nach Informationen der Welt in einem Brief an die Kanzlerin.

Seehofer hatte gesagt, die Stromversorgung in Bayern müsse künftig vorrangig mit Gaskraftwerken sichergestellt werden. "Seehofer macht Politik gegen Berlin auf Kosten Thüringens", sagte Ramelow dem Blatt. "Es wurden Trassen durch die Natur geschlagen, gegen den erbitterten Widerstand der Bürger vor Ort. Und nun will Bayern dort den Strom gar nicht haben."

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:Seehofer stellt neue Stromtrassen infrage

In der Koalition kündigt sich neuer Streit an. CSU-Chef Seehofer will den Bau neuer Stromtrassen komplett neu verhandeln. Er lehnt die Leitungen nun gänzlich ab und will stattdessen Gaskraftwerke bauen.

Von Mike Szymanski

Der Linke-Politiker forderte eine verbindliche Bund-Länder-Strategie, um festzustellen, wer wie viel Strom produzieren wird und welche Trassen dann gebraucht werden.

Weil fordert Machtwort von Kanzlerin Merkel

Niedersachsens Regierungschef Stephan Weil fordert in der Diskussion ein Machtwort von Merkel. Bayern habe kein Veto-Recht und dürfe die Trasse nicht generell infrage stellen. "Es ist an der Zeit, dass die Bundesregierung und die Kanzlerin sehr klar sagen, wo es lang gehen soll", sagte der SPD-Politiker in Hannover.

Widerstand aus Bayern

Ursprünglich sollte 2016 mit den ersten Bauarbeiten für eine riesige Stromtrasse, Südlink genannt, quer durch Deutschland begonnen werden. Die Trasse sollte von der Nordseeküste nach Grafenrheinfeld führen, eine zweite Trasse von Sachsen-Anhalt quer durch Thüringen bis in die Nähe von Augsburg.

Mit den Trassen sollte sichergestellt werden, dass der Süden Deutschlands ausreichend mit Strom aus erneuerbaren Energien versorgt werden kann, wenn dort in den kommenden Jahren sechs der neun verbliebenen Atomkraftwerke vom Netz gehen. Im Oktober hatte Seehofer dann unerwartet beide Trassen in Frage gestellt.

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