Konflikt um US-Pastor:Streit zwischen USA und Türkei eskaliert

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Brunson ist seit 2016 in türkischer Haft. (Foto: AP)
  • Die USA haben mit Sanktionen auf das Vorgehen der türkischen Justiz gegen den US-Pastor Andrew Brunson reagiert.
  • Die verkündeten Strafmaßnahmen betreffen die beiden türkischen Minister für Justiz und Inneres. Mögliche Vermögen der Minister in den USA werden eingefroren und US-Bürger dürfen keine Geschäfte mit ihnen abschließen.
  • Das türkische Außenministerium protestierte "nachdrücklich" gegen die "falsche Entscheidung" und rief Washington auf, sie zurückzunehmen.

Im Streit mit der Türkei über einen dort inhaftierten US-Priester haben die USA Sanktionen gegen zwei türkische Minister verhängt. Innenminister Süleyman Soylu und Justizminister Abdülhamit Gül hätten eine führende Rolle bei der Festnahme und Inhaftierung von Pastor Andrew Brunson gespielt, sagte US-Präsidialamtssprecherin Sarah Sanders am Mittwoch in Washington.

Das türkische Außenministerium protestierte am Abend "nachdrücklich" gegen die "falsche Entscheidung" und rief Washington auf, sie zurückzunehmen. Ankara drohte auch mit Gegensanktionen.

In einer Erklärung von US-Finanzminister Steven Mnuchin hieß es, die ungerechtfertigte Festnahme und anhaltende strafrechtliche Verfolgung des Geistlichen sei inakzeptabel. Durch die Sanktionen werden mögliche Vermögen der Minister in den USA eingefroren und US-Bürger dürfen keine Geschäfte mit ihnen abschließen. US-Präsident Donald Trump habe wiederholt klargemacht, dass die USA die sofortige Freilassung verlangten. Trump hatte per Twitter "große Sanktionen" angekündigt, wenn die Türkei den Pastor nicht freilasse. Daraufhin erklärte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan, er gebe den Drohungen nicht nach. Die Freundschaft zwischen USA und Türkei sei gefährdet. Bereits die Androhung der US-Sanktionen drückte die türkische Lira am Mittwoch auf Rekordtiefstände.

Brunson war nach 21 Monaten Haft kürzlich unter Hausarrest gestellt worden. Er arbeitet seit mehr als zwei Jahrzehnten in der Türkei. Ihm wird Spionage und Terrorunterstützung vorgeworfen, er habe die verbotene kurdische Arbeiterpartei PKK unterstützt, sowie die Bewegung des in den USA lebenden Predigers Fethullah Gülen, den Ankara als Drahtzieher des gescheiterten Putsch vom Juli 2016 sieht. Die Türkei verlangt Gülens Auslieferung, es gibt Vermutungen, der Fall des Pastors solle dafür Druckmittel sein. Brunson drohen bis zu 35 Jahre Gefängnis. Er weist die Vorwürfe zurück.

© SZ.de/dpa/afp/lalse - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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