Die Seiten nennen sich Jihad Watch, Creeping Sharia und Stop Islamization of America, sie setzen den Islam mit der Terrororganisation al-Qaida gleich - und sie hatten noch nie so viele Leser wie in diesem Sommer. Schuld daran ist die Diskussion um die sogenannte "Ground-Zero-Moschee". Zwei Straßenzüge vom Ort der Terroranschläge vom 11. September 2001 entfernt will ein Mann namens Feisal Abdul Rauf ein kulturelles Zentrum errichten, das neben einem Schwimmbad, mehreren Sporthallen, Bibliotheken und Konferenzsälen auch einen Gebetsraum für Muslime beheimaten soll.
Sarah Palin spricht sich vehement gegen den umstrittenen Moscheebau in Manhattan aus. Doch gegen die Anführer der Anti-Moschee-Bewegung wirkt sogar Palin moderat.
(Foto: AP)Die überregionalen Medien ignorierten das Thema lange, Politiker in Washington qualifizierten es als lokales Thema ab. Damit überließen sie konservativen Bloggern und republikanischen Rechtsaußen das Feld. Die bestellten es gerne - und inzwischen nützt es nichts mehr, sie als bigotte Krachmacher abzutun. Das Thema bestimmt die amerikanische Sommerpause und hat inzwischen auch Präsident Barack Obama ins Stolpern gebracht.
Nachdem er sich bei einem Dinner mit muslimischen Würdenträgern noch sehr wohlwollend gegenüber dem Projekt geäußert hatte, ruderte Obama wenige Stunden später zurück: Er habe sich nur generell für Religionsfreiheit in Amerika ausgesprochen, erklärte sein Sprecher Robert Gibbs. Ansonsten halte der Präsident die Entscheidung für oder gegen eine Moschee in Manhattan für eine lokale Angelegenheit.
Weniger zurückhaltend gibt sich die ehemalige republikanische Präsidentschaftsvizekandidatin Sarah Palin. Sie bezeichnete den Moscheebau am Ground Zero als "unnötige Provokation" und rief "friedliebende Muslime" via Twitter dazu auf, das Projekt abzulehnen. Das sie hierfür das selbst erfundene Verb "refudiate" benutzte, mag ihrer Causa noch geholfen haben. Schließlich taten die vielen Artikel über Palins Sprachpatzer nichts anders, als dem Moscheebau weitere Aufmerksamkeit zu schenken.
Newt Gingrich, in der Ära Bush republikanischer Mehrheitsführer im Kongress, schreckt nicht einmal vor gewagten Vergleichen zurück. "Nazis haben kein Recht, ein Schild vor das Holocaust-Museum zu stellen", poltert er im Programm des konservativen Nachrichtensenders Fox News. Und so wenig er gegen japanische Kulturinstitutionen habe - "wir würden in der Nähe von Pearl Harbor keine erlauben." Es gäbe keinen Grund, in der Nähe des World Trade Center eine Moschee zu genehmigen.
Gingrich und Palin sehen neben den Speerspitzen der Gegen-Moschee-Bewegung jedoch moderat aus: Die Aktivistin Pam Geller und der Buchautor Robert Spencer führen die Anti-Moschee-Bewegung an. Geller machte schon im Präsidentschaftswahlkampf Schlagzeilen, als sie behauptete, Obama sei ein uneheliches Kind von Malcolm X, dem ehemaligen Vorsitzenden der radikalen Nation of Islam.
Dass das völliger Unsinn ist, scheint ihrer Glaubwürdigkeit in gewissen Kreisen keinen Abbruch zu tun. Auch weiß Geller, wie man Aufmerksamkeit bekommt. So posiert sie in ihrem Kampf gegen den Islam schon mal im Bikini oder Superman-Catsuit und warnt vor der Scharia, als stünden die USA kurz davor, das islamische Gesetz in ihre Verfassung zu integrieren.
Gemeinsam mit Robert Spencer initiierte sie eine Massenkundgebung gegen das kulturelle Zentrum, die für den 11. September am Ground Zero geplant ist. Spencer betreibt die Seite Jihad Watch und behauptet von sich, Berater zahlreicher Politiker und Regierungsorganisationen zu sein. Die Washington Post zitiert diese Angabe nur sehr zweifelnd, glaubt jedoch zu wissen, dass Spencers Publikationen in republikanischen Zirkeln trotzdem viel gelesen werden.