Süddeutsche Zeitung

Streit um Berg-Karabach:Aserbaidschans Präsident droht Armenien mit Krieg - auf Twitter

"Wir sind bereit, Armenien auch auf dem Schlachtfeld zu besiegen": Ilham Alijew, autoritärer Präsident der ölreichen Republik Aserbaidschan, hetzt im Kurznachrichtendienst Twitter gegen das Nachbarland. Es geht um einen jahrzehntealten Konflikt.

  • Präsident Alijew schreibt auf Twitter, Aserbaidschan sei bereit für einen Krieg gegen das Nachbarland Armenien.
  • Bei Zusammenstößen im Grenzgebiet gab es in den letzten Tagen mehr als ein Dutzend Todesopfer.
  • Zankapfel Berg-Karabach: Der Konflikt um die Region ist fast hundert Jahre alt.

Präsident Alijew droht Nachbarland Armenien auf Twitter mit Krieg

Aserbaidschans Präsident Ilham Alijew (İlham Əliyev) bedroht das Nachbarland Armenien über den Kurznachrichtendienst Twitter. "Wir werden unsere territoriale Integrität wieder herstellen, entweder durch friedliche oder durch militärische Mittel. Wir sind bereit für beide Optionen", schreibt Alijew, der das Präsidentenamt 2003 von seinem Vater übernommen hat, in einem von zahlreichen Tweets.

"Genauso wie wir Armenien auf politischem und wirtschaftlichem Gebiet geschlagen haben, sind wir imstande, es auf dem Schlachtfeld zu besiegen", heißt es weiter. Alijew zeigt sich außerdem enttäuscht von den internationalen Vermittlern, die seit Jahren versuchen, den Konflikt beider Länder um die Region Berg-Karabach zu schlichten.

Konflikt flammt wieder auf: Zusammenstöße mit Toten

Vergangenes Wochenende kam es zu schweren Zusammenstößen im Konfliktgebiet Berg-Karabach, um das sich Aserbaidschan und Armenien streiten. 14 Menschen sollen ums Leben gekommen sein.

Die Konfliktparteien werfen sich gegenseitig vor, zuerst geschossen zu haben. Die Lage an der Demarkationslinie sei angespannt, sagte Armeniens Verteidigungsminister Sejran Oganjan Anfang der Woche in der Hauptstadt Eriwan. "Zweifellos können unsere Nachbarn jeden Moment eine Provokation organisieren, die in einen Krieg umschlagen könnte", sagte er.

Beobachter befürchten, dass Aserbaidschan im Schatten des Ukraine-Konflikts versuchen könnte, den Konflikt um Berg-Karabach militärisch zu lösen. Das ölreiche Land am Kaspischen Meer hat in den vergangenen Jahren sein Militär massiv aufgerüstet. In dem Konflikt um Berg-Karabach weiß es die Türkei an seiner Seite. In Armenien sind hingegen Tausende russische Soldaten stationiert.

Seit einem Jahrhundert streiten beide Länder um die Region Berg-Karabach

Der Konflikt um das Gebiet Berg-Karabach belastet die Beziehungen von Armenien und Aserbaidschan seit fast hundert Jahren. Beide Länder erklärten sich 1918 für unabhängig und erhoben Anspruch auf die Region. Da beide Länder kurz darauf von den Bolschewiki annektiert wurden, ruhte der Konflikt bis Ende der achtziger Jahre.

Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion führten Aserbeidschan und Armenien Anfang der neunziger Jahre zwei Kriege um die Region, in denen es auf beiden Seiten zu Pogromen kam. Noch immer gibt es keinen Friedensvertrag.

Berg-Karabach gehört völkerrechtlich zu Aserbaidschan, wird aber fast ausschließlich von Karabach-Armeniern bewohnt und seit dem letzten Krieg von Armenien kontrolliert. 1991 hatte sich Berg-Karabach als Republik für unabhängig erklärt, wurde aber von keinem einzigen Staat anerkannt.

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