Streiks in Österreich und Frankreich:Nix geht - rien ne va plus

In Frankreich kam es zu einem Verkehrschaos, in Österreich ruhte während des größten Streiks in der Nachkriegsgeschichte der gesamte Personenverkehr. Die Proteste gegen die Rentenreformpläne zeigten Auswirkungen bis nach Deutschland, wo mehr als 120 Flüge ausfielen und Fernzüge an den Grenzen stoppten.

(SZ vom 04.06.203) - Aus Protest gegen die Rentenreformpläne ihrer Regierungen haben Beschäftigte des öffentlichen Dienstes in Österreich und Frankreich am Dienstag das öffentliche Leben nahezu lahm gelegt.

In Italien saßen Tausende Passagiere auf Flughäfen fest, weil die Bediensteten der Fluggesellschaft Alitalia gegen Sparmaßnahmen des Unternehmens protestierten.

In Deutschland führten die Arbeitskämpfe auf den französischen und italienischen Flughäfen zu mehr als 120 Flugausfällen. Bahnreisende in Richtung Österreich mussten an der Grenze zum Nachbarland wegen des Streiks aussteigen.

Die Lufthansa strich 97 ihrer 138 Flüge von und nach Frankreich, bei British Airways waren es 90 von insgesamt 120 Flügen. Betroffen war auch der Fährverkehr über den Ärmelkanal nach Großbritannien, da auch französische Dock- und Hafenarbeiter die Arbeit niederlegten.

Nur wenige verärgerte Reaktionen

Die meisten Passagiere in Deutschland hatten sich jedoch auf die Streiks eingestellt, so dass es nur wenige verärgerte Reaktionen gab.

Auf dem Frankfurter Flughafen wurde mit knapp 40 Flügen die Hälfte der Frankreich-Verbindungen gestrichen. Betroffen waren vor allem Passagiere von Lufthansa und Air France. 46Starts und Landungen der beiden Gesellschaften fielen in München aus.

In Stuttgart wurden zehn Flüge nach Frankreich gestrichen, am Flughafen Düsseldorf insgesamt 40 Flüge abgesagt. Auch in Köln-Bonn und Hamburg fielen geplante Flugverbindungen aus.

Wegen des Streiks der österreichischen Eisenbahner mussten Fernzüge in Passau, Kufstein oder Freilassing stoppen. Eine Sprecherin der Deutschen Bahn erklärte, für gestrandete Bahnfahrer mache das Unternehmen aber keine besonderen Angebote, da nur wenige Reisende überrascht worden seien.

Größeres Chaos in Frankreich

Zu größerem Chaos im Personenverkehr kam es unterdessen in Frankreich. Um die Hauptstadt Paris bildeten sich am Dienstag Staus von 150 Kilometern Länge. Etwa 70 Prozent der Züge im Inlandsverkehr fielen aus, teilte die Eisenbahngesellschaft SNCF mit.

In Paris waren etwa 60 Prozent der U-Bahnlinien von dem Ausstand betroffen, und in etwa 50 Städten des Landes kam es zu schweren Verkehrs-Behinderungen.

Gestreikt wurde auch an den Schulen, bei der Post, bei France Télécom, in Krankenhäusern und im öffentlichen Rundfunk.

Ein ähnliches Bild bot Österreich: Dort ruhte während des größten Streiks in der Nachkriegsgeschichte des Landes der gesamte Personenverkehr.

In den Städten blieben Busse und Bahnen in den Depots. 1,2 Millionen Schüler bekamen wegen des Lehrerstreiks einen zusätzlichen Ferientag. Das befürchtete Verkehrschaos sei jedoch weitgehend ausgeblieben, teilte die österreichische Polizei mit.

Hintergrund der Streiks sind Pläne der österreichischen Regierung, das Rentenalter schrittweise auf 65 Jahre anzuheben und die Frührente abzuschaffen. Auch in Frankreich plant die Regierung die Verlängerung der Lebensarbeitszeit.

Die Streiks in Italien galten der Fluggesellschaft Alitalia, deren Mitarbeiter Personalabbau fürchten. 225 Flüge wurden gestrichen.

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