Bahnstreik:Worauf sich Reisende am Freitag einstellen müssen

Am Morgen und am Vormittag soll der komplette Fern- und Regionalverkehr im ganzen Land zum Erliegen kommen. Auch Flugreisende müssen mit Einschränkungen rechnen.

Von Julia Hippert

Der Freitag sei "mehr oder weniger gelaufen", so hatte es ein Sprecher der Deutschen Bahn schon am Mittwoch resigniert vorhergesagt, nachdem die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) ihren neuerlichen Streik angekündigt hatte. Und damit war der Ton auch schon gesetzt: Reisende, die am Freitag die Bahn als Fortbewegungsmittel nutzen wollen, dürften sich von diesem Moment an keine Hoffnungen mehr gemacht haben, das irgendetwas rollen würde an diesem Streiktag.

Zumindest am Morgen und am Vormittag, so prophezeit es die Bahn, wird der komplette Fern- und Regionalverkehr zum Erliegen kommen. Betroffen seien Fern-, Regional- und S-Bahn-Züge im ganzen Land - und das am reisestärksten Tag der Woche. Von drei bis elf Uhr wollen die EVG-Mitglieder ihre Arbeit niederlegen, was aber mitnichten heißt, dass kurz nach elf Uhr die Züge wieder rollen werden. Die Deutsche Bahn selbst rechnet damit, frühestens von 13 Uhr an den Fernverkehr schrittweise wiederanlaufen lassen zu können. Und auch den Nachmittag über müssen Reisende mit Verspätungen rechnen. Es dauert eben, bis Züge an den vorgesehenen Einsatzorten zur Verfügung stehen, wenn sie nicht planmäßig sowieso dorthin gefahren sind.

"Alle, die umplanen können, sollten das tun", sagte Konzernpersonalvorstand Martin Seiler bereits am Mittwoch. Die Bahn zeigt sich kulant. Auf der Webseite teilt der Konzern mit: "Alle Fahrgäste, die ihre für 21.04.2023 geplante Reise aufgrund des Streiks der EVG verschieben möchten, können ihr bis einschließlich 18.04.2023 gebuchtes Ticket für den Fernverkehr ab sofort und bis einschließlich 25.04.2023 flexibel nutzen." Sitzplatzreservierungen könnten kostenfrei storniert werden.

Im Regional- und S-Bahn-Verkehr sollen die Auswirkungen des Streiks hingegen nicht so lange zu spüren sein. Hier sei man bemüht, "zeitnah wieder so viele Verbindungen wie möglich nach dem regulären Fahrplan angeboten werden". Allerdings müssen Pendlerinnen und Pendler auch hier im Laufe des Nachmittags mit weiteren Einschränkungen rechnen. Welche Regional- und S-Bahn-Linien genau betroffen sein werden, führt die Bahn, nach Bundesland sortiert, auf ihrer Internetseite auf.

45 000 Passagiere von Streiks an Flughäfen betroffen

Bereits an diesem Donnerstag bestreikt die Gewerkschaft Verdi die Flughäfen Düsseldorf, Köln/Bonn und Hamburg. Das Personal im Luftsicherheitsbereich, in der Fluggastkontrolle, der Personal- und Warenkontrolle und in Servicebereichen legt die Arbeit nieder. Nach Schätzungen des Flughafenverbandes ADV sind etwa 45 000 Passagiere direkt betroffen. Die Streiks sollen am Freitag fortgesetzt und zusätzlich auf den Flughafen Stuttgart ausgeweitet werden.

Am Flughafen Hamburg sind nach Angaben des Betreibers am Donnerstag keine Abflüge möglich. Auch etwa ein Drittel der Ankünfte sei gestrichen. Die Sicherheitskontrolle sei ganztägig geschlossen, und am Freitag sei kein Vorabend-Check-in für die Flüge am Samstag möglich. Für Donnerstag waren ursprünglich 305 Flüge mit etwa 38 000 Passagieren und für Freitag 313 Flüge mit etwa 39 000 Passagieren geplant. Große Massen an gestrandeten Passagieren gab es in Hamburg am Donnerstag nicht. Durch die frühzeitige Ankündigung des Streiks konnten sich wohl viele eine Alternative suchen oder ihren Flug umbuchen. Der Flughafen kritisierte vor allem den Streik am Freitag. Dieser treffe "viele Unbeteiligte, die aufgrund des zusätzlichen Bahn-Streiks kaum Alternativen haben", sagte eine Sprecherin.

Auch am Flughafen Köln/Bonn fiel am Donnerstag mehr als jeder zweite Flug aus. 64 Starts und 57 Landungen wurden nach Angaben des Flughafens für diesen Tag gestrichen. "Es kann darüber hinaus noch zu weiteren Flugstreichungen kommen. Fluggäste werden dringend gebeten, sich bei ihrer Airline oder ihrem Reiseveranstalter nach dem Status ihres Fluges zu erkundigen", schrieb der Flughafen auf seiner Homepage. Auch der Flughafen Düsseldorf warnte: "Der Streik wird zu erheblichen Beeinträchtigungen des Flugbetriebs führen. Passagiere müssen mit Verzögerungen und vielen Flugstreichungen rechnen."

(Mit Material der Nachrichtenagentur dpa)

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