(SZ) Die Baleareninsel Mallorca ist nicht nur eine Sammelstelle für schwer betrunkene Menschen aus Datteln, Freilassing und Pritzwalk, sondern auch eine für Synonyme. Diese aufzuzählen, wäre extrem langweilig, aber eines davon soll hier stehen, weil es alt und überholt, aber trotzdem provokant ist: Putzfraueninsel. Das fast amazonenhaft schöne Wort stammt aus einer Zeit, als die ersten Pauschalreisen im Katalog von Neckermann vorzüglich auf Menschen zugeschnitten waren, die nicht viel Geld haben, aber viel Sonne und Wärme benötigen. Was nach dieser putzigen Zeit mit Mallorca geschehen ist, wissen alle, die nicht das ganze Jahr über auf Porquerolles leben: Putzfrauen fahren dort nicht mehr hin. Sie sind bereits da, zählen zu den Einheimischen und reinigen die Einrichtungen der Insel von den Spuren deutscher Vergnügungsgewalt. Die Spielarten der Enthemmung kennt jeder en détail, der die Bild-Zeitung liest, die ja selbst so etwas wie der Ballermann der Medienwelt ist. Sehr lange haben die Mallorquiner die Übermacht der deutschen Extremreisenden ertragen. Nun wollen sie dies nicht mehr. Sie reihen sich in Protestzüge ein, besetzen schöne Buchten und verweisen selbst Anhänger des sanften, nachhaltigen und achtsamen Tourismus (oft die am schwersten erträglichen Urlauber) des Ortes.
Glosse:Das Streiflicht
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Die Menschen auf Mallorca möchten, dass die deutschen Touristen von ihrer Insel verschwinden. Das ist einerseits verständlich, gesellschaftlich aber eine Katastrophe für alle.
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