(SZ) Namenswitze sind zu Recht verpönt. Nur geist- und ideenlose Scherzbolde setzen auf Flachlandhumor über Herrn und Frau Schweinebraten oder die arme Claire Grube, deren Eltern einen Zweitnamen einfach nur prätentiös fanden. Eine Spezialdisziplin auf dem Sumpfgebiet der Namenswitze ist das Sich-Beeumeln über Namensgleichheiten. Kürzlich etwa brachte es der Münchner Heizungsinstallateur Christian Lindner zu einiger Berühmtheit, weil er, richtig, Christian Lindner heißt. Die Erregungskurve verlief nach folgendem Muster: „Christian Lindner! Und dann isser auch noch Hei-zungs-in-stal-la-teur! Heizungen! Kannste dir nich’ ausdenken!“ Da zitiert man gerne besagten Heizungsinstallateur Christian L.: „Es nervt.“ Doch während man die Nase rümpft, stolpert man auch schon über die Tischlerei „Scholz & Pistorius“ aus Springe, Niedersachsen, und was soll man sagen: Die Versuchung ist einfach zu groß.
Denn dass da südwestlich von Hannover „Scholz & Pistorius“ für „Neubau, Umbau und Renovierung“ steht, dürften sie im Willy-Brandt-Haus in Berlin nicht nur als gutes Omen begreifen, sondern auch als hochwillkommene Inspiration in einem an Inspirationen noch recht überschaubaren Wahlkampf. In der SPD-Zentrale kannten sie ja bislang nur die Variante „Scholz oder Pistorius“, was immer verbunden war mit der unangenehmen Frage, warum man mit einem höchst unbeliebten Klempner der Macht in den Wahlkampf ziehen wolle, wo man es doch auch mit einem Umfrageliebling tun könnte, der sogar Flecktarn tragen kann, und das als Sozi! Nun aber tun sich dank Handwerkskunst aus Niedersachsen für die Wahlkampfstrategen der SPD ganz neue Möglichkeiten auf.
Gut, am Anfang dürfte es schwer werden, zu dem Vorbild aus Springe aufzuschließen. Dort nämlich können sie damit werben, die Kundschaft seit 1966 „immer wieder aufs Neue“ mit „hervorragenden Arbeiten im Bereich Holz und Kunststoff“ begeistert zu haben. Die hervorragenden sozialdemokratischen Arbeiten im Bereich Politik und Wirtschaft dagegen begeistern die wählende Kundschaft seit 2021 mit eher abnehmender Intensität. Auch den Komplex Neubau muss der Noch-Kanzler fürs Erste umschiffen, weil Neubau ja die Demontage des Alten voraussetzt, was Olaf Scholz nicht gutheißen kann. Beim Thema Umbau dagegen ist er sattelfest, schließlich hat er gerade erst seine Regierung, nun ja, umgebaut. Sein Kompagnon Boris Pistorius wiederum darf mit Blick auf die Bundeswehr als Renovierungsexperte gelten. Aus Kreisen des Verteidigungsministeriums verlautete, man arbeite schon an einem Vorher-Nachher-Makeover-Kanal für Youtube. In der Union geht deshalb die Angst um. Dem Vernehmen nach wurden bereits Location Scouts ausgesandt, um irgendwo im Land eine Bude zu finden, die „Merz & Söder“ heißt. Am liebsten einen Orgel- und Harmoniumbauer.