GlosseDas Streiflicht

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Während des Konklaves hatte der Vatikan sein Telefonnetz abgeschaltet. Sollte der Heilige Geist einen Tipp gehabt haben, funkt er ohnehin auf anderen Kanälen.

(SZ) Drei Dinge braucht der Mensch: ein Handy für berufliche Gespräche, ein zweites für Anweisungen an die Familie und ein drittes, idealerweise geheimes für private Kontakte. Doch wehe, alle drei klingeln gleichzeitig und der an eine Polizeisirene erinnernde Klingelton des Festnetztelefons kommt hinzu! Das ist der Moment, in dem sich der gestresste Kommunikationsjunkie in alte Zeiten zurückwünscht. In die goldenen Jahre der Romantik zum Beispiel, als, wie wir vom Dichter Eichendorff wissen, die Wälder leise rauschten und die Seele durch die stillen Lande flog. Allenfalls das Posthorn störte die Ruhe, damals gab es noch eine funktionierende Post. Und ja, auch Jagdhörner waren gelegentlich zu hören, woraufhin blaublütige Reiter samt Hundemeute die Felder verwüsteten. Heute verwüsten die Bauern ihre Felder selbst. Nie aber belästigte Telefongeklingel die Seele der Menschen, und die Vögel zwitscherten eigene Melodien und keine Handyklingeltöne. Laubsauger gab es auch nicht, es war wie im Paradies. Ein Paradies, mit dem es vorbei war, als die Schlange dem bis dato glücklichen Frühmenschenpärchen Adam und Eva das Apple iPhone überreichte.

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