(SZ) In dunklen Zeiten stimmen Menschen gerne Lieder an. Um den ersehnten Milderungsschimmer in Herz und Seele zu lenken, muss deren Klangfarbe nicht unbedingt hell und freundlich sein. Der Trost kommt schließlich nicht als Pausenclown in unser Gemüt, sondern durch den Ernst und die Trefflichkeit der Worte und der Melodie. Die Melodie wird heute zumeist Soundtrack genannt, während die Worte am besten mit dem Wort „lyrics“ bezeichnet sind. Hätte Paul Gerhardt, der große Liedermacher des späten Barock, gewusst, dass sein Song „Geh aus, mein Herz, und suche Freud“ eben wegen seiner Lyrics auf der Liste der sechs schönsten deutschen Lieder im EU-Songbook stehen würde – Gerhardt hätte frohlockt: „Ich singe mit, wenn alles singt.“ Für dieses Songbook durfte jedes Land der europäischen Gemeinschaft jeweils ein Lied für sechs Sparten auswählen. Das wunderschöne Sommerstück von Paul Gerhardt steht in der Rubrik „Natur und Jahreszeiten“ an erster Stelle. Welch ein Schatzkästlein ist allein dieses Lied, wenn es um die Wunder der Natur und die Pracht des Sommers geht, deren Großzügigkeit auch viel Raum für Absonderlichkeiten lässt: „Die Wiesen liegen hart dabei/ und klingen ganz vom Lustgeschrei/ der Schaf und ihrer Hirten.“
GlosseDas Streiflicht
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Die Zeiten sind finster, und wir Menschen brauchen Aufmunterung. Die EU hat da etwas vorbereitet: ein Songbook mit den schönsten Abgesängen auf unsere Verzagtheit.
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