(SZ) Es geschieht nicht oft, dass zwei sich über Raum und Zeit hinweg die Hand reichen, nicht faktisch natürlich, aber durch neuerliches Aufgreifen dessen, was bereits einmal gedacht und gesagt wurde. Es war Julia Klöckner, die neue Bundestagspräsidentin, der dies bei ihrem ersten Auftritt im Plenum gelang. Als sie sich in den Papieren zu Punkt 5 und 6 der Tagesordnung leicht verhedderte, sagte sie: „Das fängt ja gut an“, was zumindest bei älteren bayerischen Parlamentariern zu einem Déjà-vu- respektive Déjà-entendu-Erlebnis geführt haben könnte. Der Satz weckt nämlich die Erinnerung an Mathias Kneißl, den sehr volkstümlichen „Räuber Kneißl“, der, als man ihn an einem Montagmorgen zum Schafott führte, gesagt haben soll: „De Woch fangt scho guad o.“ Da der 21. Februar 1902, an dem man ihn hinrichtete, aber ein Freitag war, ist es mit dem Zitat nicht so weit her, doch schön gesagt ist es allemal, und Frau Klöckner tat gut daran, das geflügelte Wort aufzugreifen.
GlosseDas Streiflicht
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Julia Klöckner begann ihre Arbeit mit „Das fängt ja gut an“, einem Wort, das auch der Räuber Kneißl sprach, als man ihn zur Richtstätte führte. Hoffentlich bleibt davon nichts am neuen Bundestag hängen.
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