Straße von Hormus:Rätsel um die "Riah"

Straße von Hormus in einer Satellitenaufnahme

Das Nadelöhr am Eingang des Perischen Golfs: die Straße von Hormus.

(Foto: picture alliance / dpa)

Die USA verdächtigen Iran, einen Tanker aufgebracht zu haben. Die EU sieht trotz solcher Zwischenfälle Chancen, das Atomabkommen zu retten.

Von Paul-Anton Krüger

Wieder gibt es einen Zwischenfall mit einem Tanker in der Straße von Hormus, doch dieses Mal ist noch viel weniger klar, was genau geschehen ist. Der Sprecher des iranischen Außenministeriums, Abbas Mousavi, sagte laut Staatsmedien in der Nacht zum Mittwoch, der Tanker habe technische Probleme gehabt und deshalb einen Notruf abgesetzt. Iranische Marinekräfte hätten sich daraufhin in die Nähe des Schiffs begeben und mit Schleppern den manövrierunfähigen Tanker zur notwendigen Reparatur in die Hoheitsgewässer der Islamischen Republik gebracht.

Die Nachrichtenagentur Associated Press berichtete hingegen, die USA hegten den Verdacht, dass Iran das Schiff aufgebracht habe. Es soll sich um den kleinen Tanker Riah handeln, ein Schiff mit nur 58 Metern Länge, das unter der Flagge Panamas fährt und zeitweise einer Firma in den Vereinigten Arabischen Emiraten gehörte. Die derzeitigen Besitzverhältnisse sind unklar. Ein Regierungsvertreter in Abu Dhabi sagte, das Schiff werde weder von einem Unternehmen in den Emiraten betrieben, noch habe es emiratische Eigner, auch gehörten der Mannschaft keine Staatsbürger des Landes an. Zugleich bestritt er, dass das Schiff einen Notruf gesendet habe.

Der Verdacht war aufgekommen, nachdem das Schiff am Samstag seinen Transponder ausgeschaltet hatte, mit dem es normalerweise verpflichtend regelmäßig seine Position melden muss. In den Monaten zuvor war die Riah immer wieder entlang der emiratischen Küste gefahren, sowohl im Persischen Golf als auch außerhalb im Golf von Oman, und hatte dabei die Straße von Hormus passiert. Inzwischen liegt sie nach US-Angaben in einem Hafen der Insel Qeschm, die zu Iran gehört. Eine offizielle Stellungnahme gab es aber nicht.

Die EU glaubt weiter an das Atomabkommen, Macron will sich ans Telefon setzen und vermitteln

Die USA wollen noch in dieser Woche Diplomaten anderer Staaten über den Stand ihrer Pläne für eine Marinemission im Golf informieren, die Handelsschiffen Begleitschutz leisten sollen. Das kündigte der Iran-Sondergesandte Brian Hook an. Die USA reagieren mit ihrer Initiative auf eine Reihe von Zwischenfällen im Golf von Oman und in der Straße von Hormus, für die sie Iran verantwortlich machen. So waren insgesamt sechs Tanker durch die Detonation von Sprengsätzen beschädigt worden. Großbritannien wirft Iran zudem vor, versucht zu haben, einen britischen Tanker bei der Passage durch die Straße von Hormus aufzubringen. Großbritannien hatte zuvor vor Gibraltar den von Iran genutzten Supertanker Grace 1 gestoppt, weil dieser EU-Sanktionen gegen Syrien unterlaufen haben soll. Iran verlangt, dass das Schiff sofort weiterfahren darf.

Die Vorfälle fallen in eine Zeit hoher Spannungen zwischen den USA und Iran, die zudem geprägt ist von der Auseinandersetzung um den Fortbestand des Atomabkommens. Die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini hatte Montagabend klargestellt, dass die Europäer die bisherigen Verstöße Irans gegen Bestimmungen des Abkommens für noch nicht gravierend halten und vorerst darauf verzichten, den formellen Mechanismus zur Streitbeilegung zu aktivieren. Dieser könnte letztlich zur Wiedereinsetzung der Sanktionen der EU und auch des UN-Sicherheitsrates führen.

Mit dieser Entscheidung wird Zeit für Diplomatie gewonnen. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat angekündigt, mit US-Präsident Donald Trump, Irans Präsident Hassan Rohani und weiteren Staats- und Regierungschefs zu telefonieren, um Gesprächsmöglichkeiten zu sondieren. Eine Reise des iranischen Außenministers Mohammad Dschawad Sarif zu den UN nach New York hat Spekulationen über Verhandlungen am Rande der UN-Generalversammlung Mitte September ausgelöst. Iran dementierte aber Äußerungen von US-Außenminister Mike Pompeo, das Land sei zu Verhandlungen über sein Raketenprogramm bereit.

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