Straße von Hormus:Großbritannien droht Iran mit Sanktionen

Nachdem Teherans Revolutionsgarden erneut einen Tanker festgesetzt haben, prüft London mögliche Konsequenzen.

Von Moritz Baumstieger

Straße von Hormus: Aus mehreren Perspektiven wurde gefilmt: Iranische Spezialeinheiten landen auf dem Tanker Stena Impero in der Straße von Hormus.

Aus mehreren Perspektiven wurde gefilmt: Iranische Spezialeinheiten landen auf dem Tanker Stena Impero in der Straße von Hormus.

(Foto: AFP)

Nach der Beschlagnahmung eines britischen Tankers durch iranische Revolutionsgarden droht Großbritannien Teheran mit Sanktionen. Der britische Außenminister Jeremy Hunt sprach von einer "überlegten, aber robusten" Reaktion, sollte Iran den am Freitag in der Straße von Hormus festgesetzten Tanker Stena Impero und dessen Besatzung nicht freigeben. Die Regierung prüfe laut dem Verteidigungsministerium eine "Reihe von Optionen" und will diese am Montag bekannt machen. Die Strafmaßnahmen könnten laut Medienberichten das Einfrieren iranischer Vermögen beinhalten, außerdem könnte sich Großbritannien dafür einsetzen, dass die EU und die UN nach dem Atomabkommen von 2016 aufgehobene Sanktionen wieder in Kraft setzen. In einem Brief an den UN-Sicherheitsrat beschwerte sich London über den "illegalen Eingriff" Irans.

Mehrere Schiffe und ein Hubschrauber der iranischen Revolutionsgarden hatten den Tanker am Freitag gezwungen, seinen Kurs zu verlassen und in iranische Hoheitsgewässer einzufahren. Anschließend wurden Schiff und Besatzung festgesetzt. Während die britische Verteidigungsministerin Penny Mordaunt den Vorgang als "feindseligen Akt" bezeichnete, zieht sich Irans Außenminister Mohammad Dschawad Sarif auf den Standpunkt zurück, sein Land habe lediglich versucht, "die maritimen Regeln zu bewahren". Die Stena Impero habe erst ein iranisches Fischerboot gerammt und dann dessen Notsignale ignoriert. Ein Telefonat zwischen Sarif und seinem britischen Amtskollegen brachte keine Annäherung, Hunt sagte, er sei "extrem enttäuscht" von dem Gespräch.

Die USA, die London eine "enge Abstimmung" zugesagt hatten, haben damit begonnen, eine Luftbasis in Saudi-Arabien in Betrieb zu nehmen, die sie vor mehr als 15 Jahren geräumt hatten. Washington will hier zur Abschreckung Kampfjets und Patriot-Raketen stationieren. Mehrere Hundert US-Soldaten seien in der Basis "Prinz Sultan" mit Vorbereitungen beschäftigt.

Großbritannien hatte eine militärische Reaktion auf die Tankerkrise zwar ausgeschlossen, dennoch warnte Bundesaußenminister Heiko Maas in einem Interview mit Bild am Sonntag vor einer Eskalation: "Es geht darum, Krieg zu verhindern", sagte der SPD-Politiker. Sollte die Diplomatie scheitern und es zu einer militärischen Eskalation kommen, gäbe es "keine Gewinner, nur Verlierer", sagte er weiter.

Die Verwicklungen um die Stena Impero ist der jüngste in einer Kette von Zwischenfällen in der Straße von Hormus, durch die ein Drittel des internationalen Ölexports verschifft wird. Zuletzt hielt Iran mehrmals britische Schiffe an oder setzte sie zeitweise fest. Teheran will so Druck auf London ausüben, einen iranischen Tanker freizugeben, den Großbritannien in Gibraltar beschlagnahmen ließ, weil die Islamische Republik mit ihm gegen Syrien gerichtete Sanktionen zu unterlaufen versuche. Im Juni waren im Persischen Golf zudem wiederholt Tanker durch Minen beschädigt worden. Die USA und ihre Verbündeten machten Iran dafür verantwortlich.

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