Süddeutsche Zeitung

Frankreich:Großeinsatz von Anti-Terror-Kräften in Straßburger Wohnviertel

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Französische Anti-Terror-Kräfte haben mit einem Großaufgebot nach Cherif Chekatt gesucht, dem mutmaßlichen Attentäter vom Straßburger Weihnachtsmarkt. Die Spezialeinheit Raid durchkämmte das Viertel Neudorf, wo sich die Spur des mutmaßlichen Attentäters nach dem Anschlag vor zwei Tagen verloren hatte. Auch die deutsche Polizei war mit zahlreichen Kräften im Einsatz, die Bundesanwaltschaft schaltete sich in die Ermittlungen gegen Chekatt ein.

Schwer bewaffnete Beamte waren mit Automatikwaffen im Anschlag in Häuser vorgerückt. Mehrere Straßen waren mit Polizeifahrzeugen abgesperrt. Fernsehaufnahmen zeigten zudem ein Feuerwehr-Fahrzeug. Dem Lokalmedium DNA zufolge wurden Kinder nach Unterrichtsende vorübergehend vorsorglich in einer Schule eingesperrt.

Mit dem Einsatz sollten Zweifel über den Verbleib Chekatts zerstreut werden, sagte Innenminister Christophe Castaner. Der Minister wird am Abend erneut in der elsässischen Hauptstadt erwartet. Zusammen mit den Behörden werde er über eine mögliche Wiedereröffnung des Weihnachtsmarkts sprechen, schrieb Castaner auf Twitter.

Der Tatverdächtige ist bei der Razzia offenbar nicht gefunden worden. Ob ansonsten Spuren entdeckt wurden, ist noch nicht bekannt.

Der Angreifer hatte am Dienstagabend mitten in der Weihnachtssaison das Feuer in der Straßburger Innenstadt eröffnet. Drei Menschen sind ihren Verletzungen erlegen, ein weiterer ist hirntot. In Neudorf, unweit des Stadtzentrums, hatte sich der mutmaßliche Täter unmittelbar nach dem Anschlag mit einem Taxi absetzen lassen und war danach verschwunden. In der Nähe befindet sich seine Wohnung, die durchsucht worden war.

Die Polizei fahndet auch öffentlich nach dem Tatverdächtigen. In dem Aufruf heißt es: "Der Mann ist gefährlich, bitte nicht selbst eingreifen." Der Gesuchte sei 29 Jahre alt, 1,80 Meter groß, habe kurze Haare, sei vielleicht Bartträger und habe eine Narbe auf der Stirn.

Chérif Chekatt ist mehrfach vorbestraft wegen Einbrüchen und ähnlicher Straftaten. Er soll sich im Gefängnis radikalisiert haben. Bislang ist nicht ausgeschlossen worden, dass er nach Deutschland geflüchtet sein könnte.

Nach Angaben der Pariser Staatsanwaltschaft nahm die Polizei auch eine fünfte Person aus dem Umfeld Chekatts in Gewahrsam. Es handele sich nicht um einen Angehörigen, hieß es. Die Eltern Chekatts und zwei seiner Brüder waren in der Nacht zu Mittwoch schon in Gewahrsam genommen worden.

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