Strache-Video:Unter Freunderln

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Der damalige Finanzminister Karl-Heinz Grasser und der damalige Kanzler Wolfgang Schüssel im Jahr 2000. (Foto: SZ)

Heinz-Christian Straches Aussagen auf Ibiza wecken Erinnerungen an frühere FPÖ-Korruptionsaffären und Vetternwirtschaft. Die Aufräumarbeiten beschäftigen bis heute die österreichische Justiz.

Von Leila Al-Serori, Oliver Das Gupta, Peter Münch, Frederik Obermaier und Bastian Obermayer

Als sich in Wien nach der Parlamentswahl im Herbst 2017 die Koalition aus der Volkspartei ÖVP von Bundeskanzler Sebastian Kurz und Heinz-Christian Straches FPÖ zusammentat, legten alle Beteiligten größten Wert darauf, nicht von einer Neuauflage zu sprechen. Denn die erste Regierungszusammenarbeit dieser beiden Partner, die schwarz-blaue Koalition der Jahre 2000 bis 2005, ist vielen Österreichern vor allem durch Korruptionsaffären in Erinnerung geblieben.

Der Staat galt damals als Selbstbedienungsladen, und die Aufräumarbeiten beschäftigen bis heute die Justiz.

Auch politisch wurden diese ersten Jahre an der Macht zum Trauma für die FPÖ: Die Partei stritt über die Richtung und spaltete sich schließlich im April 2005 auf. Jörg Haider und ein Großteil der Funktionäre gründeten das Bündnis Zukunft Österreich (BZÖ), das noch bis Anfang 2007 in der Regierung blieb.

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Was über das verdeckt gefilmte Treffen bekannt ist, wie die Echtheit der Videos überprüft wurde - und wie der heutige österreichische Vizekanzler auf die Recherche von SZ und Spiegel reagiert hat.

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In der Rest-FPÖ schwang sich Strache zum Vorsitzenden auf. "Wir haben nichts gehabt - und haben mit einem Nichts von drei auf 30 Prozent aufgebaut", sagt er 2017 auf dem Video aus Ibiza, wo er einer angeblichen russischen Investorin in prahlerischer Pose seine Rolle in der FPÖ beschreibt.

Protagonisten der ersten schwarz-blauen Koalition waren der ÖVP-Kanzler Wolfgang Schüssel und Jörg Haider, der die FPÖ 1986 übernommen und groß gemacht hatte. Haider trat aber nicht in die Regierung ein, sondern blieb Landeshauptmann, also Regierungschef, in Kärnten.

Hier hatte er seine Machtbasis, hier regelte er Geschäftliches rund um die Hypo-Alpe-Adria-Bank, und hier hatte er schon in den Neunzigerjahren eine Riege smarter, junger Männer um sich geschart, die als "Buberlpartie" in die Zeitgeschichte einging. Haider starb 2008 bei einem Autounfall, und von den "Buberln" landeten etliche vor Gericht und auch im Gefängnis.

Der wohl schillerndste und bekannteste Mann aus dem Gefolge Haiders ist Karl-Heinz Grasser, der für die FPÖ in der ersten schwarz-blauen Koalition das Finanzministerium besetzte. Grasser stand damals für Geld und Glamour, letzteres noch verstärkt seit 2005, als er Fiona Pacifico Griffini aus der Kristall-Familie Swarovski heiratete. Heute steht er vor Gericht. Es geht um die juristische Aufarbeitung mutmaßlicher Schmiergeldzahlungen bei der Privatisierung von 60 000 Wohnungen im Staatsbesitz.

Die Wohnungsbaugesellschaft Buwog war 2004 an ein "Österreich-Konsortium" unter Führung der Immofinanz AG für einen Preis von 961,2 Millionen Euro verkauft worden, und die Staatsanwaltschaft glaubt, dass der damalige Finanzminister Grasser und einige Mitstreiter für entscheidende Tipps im Bieterverfahren knapp zehn Millionen Euro eingestrichen haben.

Der Prozess wurde jahrelang verschoben und verschleppt, mit einem Urteil wird frühestens im kommenden Jahr gerechnet. Grasser beteuert vor Gericht seine Unschuld, er fühlt sich von den Staatsanwälten "verfolgt".

"Damals gab es Glücksritter, Abenteurer und Abkassierer", sagte Strache über die FPÖ vor seiner Amtsübernahme

All dies wirft ein Schlaglicht auf die in Österreich weit verbreitete Freunderlwirtschaft, wo man sich kennt und hilft zum gegenseitigen Nutzen. Mit der Verfilzung zwischen Parteien und Konzernen, Politikern und Unternehmern befasste sich schließlich 2012 auch ein Untersuchungsausschuss des österreichischen Parlaments.

Das mündete in der Verabschiedung eines sogenannten Transparenzpakets, in dem die Bestimmungen gegen Korruption verschärft und neue Regeln für die Parteienfinanzierung festgeschrieben wurden.

Für Heinz-Christian Strache, der am Ende dieser unrühmlichen FPÖ-Regierungsperiode zum Parteichef aufstieg, könnte dies alles ein Lehrstück sein. "Die heutige FPÖ hat nicht das Geringste mit der damals regierenden FPÖ zu tun", sagte er 2011 einmal zur SZ. "Damals gab es Glücksritter, Abenteurer und Abkassierer."

Auf Ibiza aber, wo ihm eine angebliche russische Investorin eine Falle stellte - offenbar um herauszufinden, wie er auf Korruptionsangebote reagiert - ist Strache nicht entrüstet aufgestanden. Stattdessen blieb er sitzen bis tief in die Nacht und hat über Geschäftliches und Politisches geredet.

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