Stoibers rechte Hand:Der Mann fürs Grobe

Vom Dinkelsbühler JU-Mitglied zum ersten Prätorianer Stoibers. Wie Michael Höhenberger dem CSU-Chef unter allen Umständen den Rücken freihält.

Uwe Ritzer und Kassian Stroh

Eigentlich hätte Michael Höhenberger nie werden dürfen, was er heute ist: Spitzenbeamter in der bayerischen Staatskanzlei. Denn sein Jurastudium hatte er eher leidlich mit einem "mittleren ausreichend" als Examensnote abgeschlossen. Um in die bayerische Ministerialbürokratie aufgenommen zu werden, brauchte es aber ein "sehr gut", mindestens aber ein "gut" - wenigstens zwei Stufen besser.

Stoibers rechte Hand: Seit 1999 Stoibers Büroleiter, erst in der CSU-Zentrale, nun in der Staatskanzlei: Michael Höhenberger

Seit 1999 Stoibers Büroleiter, erst in der CSU-Zentrale, nun in der Staatskanzlei: Michael Höhenberger

(Foto: Foto: dpa)

Doch Noten sind Nebensache, wenn man beste politische Verbindungen hat. Und gute politische Freunde wie Edmund Stoiber, den Höhenberger in der Öffentlichkeit meist ehrfürchtig mit "der Chef" tituliert. Seit 30 Jahren dient er ihm treu, in der mittelfränkischen Heimat nennen ihn manche "Edis Vasallen".

Seit drei Jahren fungiert Michael Höhenberger, 52, als Büroleiter des Ministerpräsidenten. Als solcher soll er das Privatleben der exponiertesten Kritikerin seines Herrn, der Fürther CSU-Landrätin Gabriele Pauli, ausspioniert haben.

Nicht zum ersten Mal steht Höhenberger im Ruch, der Ausputzer und Mann fürs Grobe des Edmund Stoiber zu sein. Der war Innenminister, als Höhenberger, die sogenannte "Führungshilfe drei" im Stoiber-Stab, 1991 eine Expertise über die regionale Ausweitung der CSU über Bayern hinaus verfasste.

Stoiber stets als Unschuldslamm hingestellt

Diese Verfilzung zwischen Staats- und Parteitätigkeit beschäftigte später einen Untersuchungsausschuss, vor dem Höhenberger seinen Chef freiboxte: Die Analyse habe er in seiner Freizeit geschrieben und nur aus Versehen einer Ministeriums-Sekretärin zum Abtippen gegeben. Im Übrigen habe Stoiber von alledem nichts gewusst.

Das glaubte zwar kaum jemand, Stoiber kam trotzdem ungeschoren davon. Dieselbe Strategie verfolgte Höhenberger erneut vor dem Hohlmeier-Untersuchungsausschuss: Die Wahlmanipulationen in der Münchner CSU, das Debakel um das WM-Rahmenprogramm - Stoiber habe nie etwas gewusst. So auch jetzt: Zu seinem umstrittenen Telefonat über Pauli lässt Höhenberger mitteilen: "Den Ministerpräsidenten habe ich nicht informiert und ich habe mit ihm darüber auch nicht gesprochen."

"Kreative Ideen über das Tagesgeschäft hinaus"

Stoiber kann sich auf Michael Höhenberger verlassen. Das war schon so, als er noch CSU-Generalsekretär war und der Dinkelsbühler sein Persönlicher Referent. Als solcher schrieb er später für den Innenminister Stoiber die Reden, und als dieser 1993 Ministerpräsident wurde, nahm er Höhenberger mit in die Staatskanzlei.

Dort beschäftigte sich der Franke nach eigener Aussage im Planungsstab mit "kreativen Ideen über das Tagesgeschäft hinaus". Als Stoiber 1999 CSU-Chef wurde, installierte er Höhenberger zunächst als seinen Büroleiter in der Parteizentrale, später dann als Geschäftsführer. Höhenberger hielt wie ein Wachhund den damaligen CSU-Generalsekretär und heutigen Kulturminister Thomas Goppel in Schach.

Als Stoiber 2002 Kanzlerkandidat wurde, steuerte Höhenberger seinen Wahlkampf. Dass er als Parteigeschäftsführer an den Sitzungen des Ministerrats teilnahm, geißelte die Opposition als undemokratische Unsitte.

Berater mit immensem Einfluss

Stets hält sich Höhenberger - nicht selten den Aktenkoffer seines Chefs in der Hand - diskret im Hintergrund, zieht dort aber umso eifriger die Strippen, wie aus der CSU berichtet wird. Für Stoiber ist er fast immer zu erreichen. Einmal erzählte der halb belustigt, halb fassungslos einer Runde von Journalisten, dass sein Vertrauter es sich erlaubt habe, am Wochenende für ein paar Stunden das Handy abzuschalten.

In der CSU-Fraktion wird der immense Einfluss dieses Beraterumfelds Stoibers, zu dem auch die Staatskanzlei-Amtschefs Martin Neumeyer und Walter Schön zählen, mehr als argwöhnisch beäugt.

Argwohn zog der umtriebige Höhenberger schon zu seinen Dinkelsbühler Zeiten auf sich. Er stammt aus einer alteingesessenen Brauerfamilie. Vater Friedrich war Bürgermeister von Dinkelsbühl, natürlich für die CSU. Sohn Michael mischte in der Jungen Union mit, im Vorstand des CSU-Kreisverbandes Ansbach-Land, und er saß von 1984 bis 1990 im Kreistag.

Guter Redenschreiber

Als Lokalpresse und Grüne monierten, er sei laufend in München und habe den für einen Kommunalpolitiker gesetzlich vorgeschriebenen Lebensmittelpunkt nicht mehr im Landkreis, attestierte das von Stoiber geführte Innenministerium seinem Bediensteten, dass alles rechtens sei. Trotzdem verzichtete Höhenberger beleidigt auf eine weitere Kandidatur.

Bis heute besucht er alle paar Wochen, wenn Stoiber nichts anderes verlangt, Eltern, Bruder und Patensohn in Dinkelsbühl. Einmal wurden ihm Ambitionen auf eine Landtagskandidatur nachgesagt; aber seine jetzige Position ist einflussreicher als die eines Abgeordneten. Mancher Kommunalpolitiker umgeht den Dienstweg und trägt über Höhenberger seine Anliegen direkt nach oben.

Wie sich Höhenbergers Höhenflug erklären lässt? Laut einem früheren Personalreferenten der Staatskanzlei verdankt er seine Karriere dem Umstand, dass er "außerordentlich gut Reden schreiben" konnte.

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