Als Armin Laschet, vermutlich schon vor Monaten, die Einladung angenommen hat, auf dem CSU-Empfang zum 80. Geburtstag von Edmund Stoiber zu sprechen, hat er sich wahrscheinlich vorgestellt, als designierter Kanzler zu kommen. Dann hätte er im Applaus der CSU baden können und sein Widersacher Markus Söder hätte nolens volens mitklatschen müssen. So haben sie bei der CSU zwar auch applaudiert, aber es war ein Beifall an der Höflichkeitsgrenze, der nichts über die wahre Stimmung ausgesagt hat.
Die kommt, wie immer, wenn die Lage brenzlig ist, in den Gesprächen vor der Veranstaltung zum Ausdruck. Wenn sehr führende und etwas weniger führende CSU-Leute zusammenstehen und auf die Gäste warten, in diesem Fall auf den Jubilar Stoiber, der ausnahmsweise pünktlich kommt. Und auf Laschet, der in letzter Minute eintrifft.

Sondierungsgespräche:Grüne und FDP betonen gemeinsame Verantwortung
Schon die vertrauensvolle Gesprächsatmosphäre sei ein "Erneuerungsversprechen für dieses Land", sagt FDP-Chef Lindner über die erste größere Sondierungsrunde mit den Grünen.
Ein weiterer Tiefschlag für den CDU-Vorsitzenden
Wieder ist es ein Tag mit einem weiteren Tiefschlag für Armin Laschet. Es macht die Nachricht die Runde, dass Friedrich Merz jetzt doch noch mal versuchen will, CDU-Chef zu werden, unter der Bedingung, dass alle Mitglieder darüber abstimmen. Die Bild-Zeitung hatte das gemeldet. Müsste jetzt nicht mal einer Laschet sagen, dass es vorbei ist? "Was glauben Sie, wie viele ihm das schon gesagt haben", sagt einer von den sehr führenden CSU-Leuten.
Am Vormittag soll Markus Söder in der CSU-Präsidiumssitzung wieder einer jener verräterischen Sätze herausgerutscht sein. Man führe die anstehenden Verhandlungen noch mit Armin Laschet, habe Söder dort gesagt und das "noch" ist den aufmerksameren Zuhörern natürlich sofort aufgefallen. Kurz vor Beginn der Veranstaltung kommt noch ein CDU-Gast dazu, den man vielleicht als mittelführend mit Perspektive nach oben bezeichnen könnte.
Man steckt die Köpfe zusammen. "Ihr müsst mithelfen", sagt der CDU-Mann. Gemeint ist damit natürlich nicht, Laschet zu helfen, doch noch eine Jamaika-Koalition zu schmieden. Sondern ihn loszuwerden. Das will die CSU aber auf keinen Fall tun, das müsse schon die CDU selber tun ist die übereinstimmende Meinung aller CSU-Leute, die man danach fragt. An der CSU dürften in dieser Frage "keine Blutspritzer hängenbleiben", sagt einer.

Versprecher von Edmund Stoiber:"Wenn Sie vom Hauptbahnhof starten..."
Edmund Stoiber hat sich mehrfach verewigt. Politisch, klar, als Ministerpräsident und CSU-Chef. Sprachlich aber hat er noch weit über Bayern hinaus für Unterhaltung gesorgt. Seine schönsten Versprecher.
Als Laschet endlich eintrifft, gibt er wieder einmal eine Kostprobe jener Unerschütterlichkeit, die seine Parteifreunde längst zur Verzweiflung treibt. Ob er denn immer noch an Jamaika glaubt, schallte es ihm in diversen Varianten aus dem Fotografenpulk entgegen. "Wir feiern Edmund Stoiber", gibt Laschet stoisch zur Antwort. Und die Ambitionen von Merz? "Wir haben einen CDU-Chef", sagt er.
Drinnen im Saal sitzen Laschet und Söder beide in der ersten Reihe, aber maximal getrennt durch die pandemiebedingt luftige Bestuhlung und das Ehepaar Stoiber. Söder, einst Generalsekretär unter Stoiber, holt zu einer umfangreichen Laudatio aus, gespickt mit Anekdoten. Aber bei Söder muss man immer genau hinhören. Etwa wenn er Wolfgang Schäuble die Schuld an Stoibers Wahlniederlage 2002 gibt, weil der die Union auf ein Ja zum Irakkrieg eingeschworen habe. "Man sieht, mancher macht die Fehler immer wieder", sagt Söder. Da ziehen manche der Zuhörer scharf die Luft ein.
Laschet rühmt dann Stoibers "menschliche Größe", wie der 2002 mit der Niederlage umgegangen sei und sagt dann tatsächlich, das sei auch ihm "Maßstab in diesen Tagen". Ob es in Söders Gesicht in diesem Moment zuckt, kann man nicht sehen. Er sitzt ja vorne und kehrt dem Saal den Rücken zu.