Trotz eines leichten Rückgangs der weltweiten Zahl der Atomwaffen sieht das Friedensforschungsinstitut Sipri in Stockholm keine Anzeichen für nukleare Abrüstung. Vielmehr investierten die Staaten mit Atomwaffen in die Entwicklung oder die Stationierung neuer Waffensysteme oder hätten entsprechende Absichten bekundet, heißt es in einem Montag veröffentlichten Bericht.
"Das legt den Schluss nahe, dass keiner dieser Staaten bereit sein wird, seine nuklearen Arsenale in absehbarer Zukunft aufzugeben", sagte Sipri-Forscher Shannon Kile.
Sowohl die USA als auch Russland, die insgesamt über 93 Prozent der Atomwaffen verfügen, haben Sipri zufolge umfangreiche Modernisierungsprojekte gestartet. Die USA wollen demnach in den kommenden neun Jahren 400 Milliarden Dollar (350 Milliarden Euro) in die Instandhaltung und Erneuerung ihrer nuklearen Waffen investieren. Schätzungen von Analysten zufolge könne Washington innerhalb der kommenden 30 Jahre bis zu eine Billion US-Dollar in Kernwaffenprogramme stecken.
"Der geplante Anstieg der US-Ausgaben kommt nicht unerwartet", sagte Sipri-Forscher Hans Kristensen. "Die derzeitige US-Regierung setzt die ehrgeizigen nuklearen Modernisierungspläne fort, die von Präsident Barack Obama gestartet wurden."
Die anderen Atommächte, darunter China, Indien und Pakistan, verfügen dem Bericht zufolge über wesentlich kleinere Arsenale. Doch auch diese Länder seien dabei, ihre Bestände zu erweitern oder neue Raketensysteme zu entwickeln. Im Falle Nordkoreas wird geschätzt, dass das ostasiatische Land bis zu 20 nukleare Sprengköpfe hergestellt hat. Weltweit sind laut Sipri etwa 4150 Nuklearsprengköpfe operativ einsetzbar.
Zahl der Atomsprengköpfe zurückgegangen
Die Gesamtzahl der Atomsprengköpfe ist indes im vergangenen Jahr weiter zurückgegangen ist. Anfang 2017 waren neun Staaten - die USA, Russland, Großbritannien, China, Pakistan, Indien sowie Frankreich, Nordkorea und Israel - insgesamt im Besitz von geschätzten 14 935 Atomwaffen. Anfang 2016 hatten die globalen Bestände 15 395 Nuklearwaffen umfasst.
Im Vergleich zu Mitte der 80er Jahre, als es 70 000 Atomsprengköpfe gab, ist die Zahl damit im Zuge diverser Abrüstungsabkommen deutlich reduziert worden.