Steven Witkoff:Der treue Loyalist

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Steve Witkoff war ein wenig bekannter Immobilien-Milliardär und Golf-Freund von Donald Trump. Jetzt steuert er die wichtigsten außenpolitischen Dossiers Nahost und Ukraine. (Foto: Evelyn Hockstein/REUTERS)

Der alte Golfkumpel und Immobilien-Milliardär steigt zum wichtigsten Unterhändler des US-Präsidenten in den Großkrisen der Welt auf. Welche Ziele er verfolgt, ist schleierhaft.

Von Reymer Klüver

Die wichtigste Voraussetzung, um Donald Trumps Gnadensonne teilhaftig zu werden, erfüllt Steven Witkoff spielend: Er zählt ohne Zweifel zu den treuesten Loyalisten im Umkreis des US-Präsidenten. Seit Jahrzehnten ist er Trump freundschaftlich verbunden, organisiert Millionenspenden für dessen Wahlkampf – und spielt mit ihm Golf. Witkoff ist Geschäftsmann und Milliardär, hat wie Trump sein Vermögen mit Immobilien gemacht. Schließlich verfügt er – als Angehöriger der jüdischen Gemeinde in New York – über engste Geschäftsverbindungen in die arabischen Golfstaaten. All das hat ihn offenbar dazu prädestiniert, der neue Nahostbeauftragte des Präsidenten zu werden.

„Steve wird eine unerbittliche Stimme für den FRIEDEN sein und uns alle stolz machen“, schrieb Trump im November 2024, als er die Nominierung seines Golfkumpels bekannt gab. Inzwischen scheint der 67-jährige Witkoff auch ohne jeden außenpolitischen oder diplomatischen Hintergrund zu einer Art persönlicher Außenminister Trumps avanciert zu sein. Neben dem eigentlichen Amtsinhaber Marco Rubio.

Zwei heikle Missionen zu Beginn der Amtszeit

Trump hat Witkoff die bislang heikelsten Missionen seiner turbulenten zweiten Amtszeit anvertraut. Witkoff hat den Waffenstillstand zwischen Israel und der Hamas und die Freilassung der israelischen Geiseln durch die Terrororganisation mit ausgehandelt. Außerdem ist er als erster sichtbarer Emissär von Rang seit Beginn des Krieges Russlands gegen die Ukraine im Auftrag des Weißen Hauses nach Moskau geflogen. Als Lohn für die Kontaktanbahnung zum russischen Präsidenten Wladimir Putin durfte er den US-Bürger Marc Fogel mit nach Hause nehmen, der in Russland seit 2021 inhaftiert war. Und es dürfte nicht verwundern, wenn der Immobilieninvestor demnächst daran beteiligt ist, einen Deal mit den Ukrainern über die Bodenschätze des Landes zu schließen – in Vorbereitung für einen möglichen Waffenstillstand im Krieg mit Russland.

Trump und Witkoff kennen sich seit den Achtzigerjahren. Als junger Anwalt beriet er Trump bei Immobiliengeschäften. Die persönliche Verbindung riss seither nicht ab. Witkoff stieg selbst in das Immobiliengeschäft ein und gründete ein Unternehmen, das heute als Witkoff Group firmiert. Nach Recherchen der New York Times hat Witkoff in mehr als 70 zum Teil große Immobilienprojekte in New York, Los Angeles und Florida investiert. Sein persönliches Vermögen schätzte das US-Wirtschaftsmagazin Forbes Ende vergangenen Jahres auf mindestens eine Milliarde Dollar.

Zu seinen Anwesen zählen das Woolworth Building, einer jener markanten New Yorker Wolkenkratzer von Anfang des vergangenen Jahrhunderts in der Nähe der Wall Street, und das Park Hotel am Central Park in Manhattan, eine der besten Adressen der Stadt. Dieses Projekt hätte Witkoff 2016 fast in den finanziellen Ruin gestürzt. Seinem malaysischer Co-Investor wurde vorgeworfen, die dreistellige Millionenbeteiligung mit veruntreutem Geld gezahlt zu haben (er ist bis heute flüchtig). Bundesbehörden wollten das Hotel pfänden. Eine Geldspritze des staatlichen Investmentfonds von Abu Dhabi in Millionenhöhe rettete Witkoff. Vor zwei Jahren schließlich kaufte die Central Acquisition Company, der Investmentfonds des Ölemirats Katar, das Anwesen und half Witkoff so, das kostspielige Projekt ohne Schaden zu beenden.

Witkoff dürfte nach Recherchen der New York Times wie Trumps Schwiegersohn Jared Kushner als eine Art Türöffner für die Investmentfonds der Golfstaaten in den USA fungieren. Allein in New York haben sie im vergangenen Jahr eine Milliarde Dollar in Immobilien investiert. Das Blatt zitiert den demokratischen Senator Ron Wyden, der die Freundschaftsdienste Witkoffs als Trumps Berater offensichtlich richtig einzuschätzen weiß. Wenn man etwas aus der ersten Amtszeit Trumps gelernt habe, so Wyden, dann, dass treue Finanzberater die Chance erhielten, „mit dem Ölgeld aus dem Nahen Osten reich zu werden“.

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