Stellungnahme beim OLG eingegangen:Zschäpe begründet, warum sie ihren Verteidigern misstraut

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Überraschend hat Beate Zschäpe diese Woche ihren Anwälten das Vertrauen entzogen - nun folgt eine schriftliche Begründung. Es soll sich um ein knappes, wenig detailliertes Schreiben handeln. Jetzt muss das Gericht entscheiden, wie es im NSU-Prozess weitergeht.

  • Beim Oberlandesgericht München ist eine Stellungnahme von Beate Zschäpe eingegangen, in der sie darlegt, warum sie ihren Verteidigern misstraut. Es soll sich um ein knappes Schreiben handeln.
  • Am Mittwoch hatte die Hauptangeklagte im NSU-Prozess überraschend ihren Pflichtverteidigern das Vertrauen entzogen.

Begründung von Zschäpe beim OLG eingegangen

Die Hauptangeklagte im NSU-Prozess, Beate Zschäpe, hat die vom Oberlandesgericht München geforderte Begründung für ihren Wunsch nach einem Wechsel ihrer Pflichtverteidiger abgegeben. Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung ging am Freitag ein entsprechendes Schreiben beim OLG ein.

Bei der Stellungnahme soll es sich um ein äußerst knappes Schreiben handeln. Detaillierte Vorwürfe, die auf ein nachhaltig zerrüttetes Vertrauensverhältnis zu ihrem Anwaltsteam schließen ließen, enthält Zschäpes Schreiben nicht. Damit einem Antrag auf einen Austausch der Anwälte stattgegeben wird, müssten jedoch schwerwiegende Gründe dargelegt werden.

Zschäpe und ihre Anwälte
:Wie es im NSU-Prozess weitergehen kann

Heute muss Beate Zschäpe begründen, warum sie ihren Anwälten das Vertrauen entzogen hat. Platzt nun der NSU-Prozess? Wie das Gericht das verhindern kann - und warum es eine besondere Fürsorgepflicht für die Angeklagte hat.

Von Heribert Prantl

Der Berliner Tagesspiegel berichtete unter Berufung auf unbestätigte Informationen aus Münchner Justizkreisen, dass ein Anwalt Zschäpe geholfen habe, die Stellungnahme zu formulieren. Mutmaßlich sei bei Zschäpe psychische Erschöpfung der Anlass gewesen, um ihren Verteidigern das Vertrauen zu entziehen.

Prozess soll wie geplant fortgesetzt werden

Gerichtssprecherin Andrea Titz wollte den Eingang der Stellungnahme am Samstag offiziell zunächst nicht bestätigen. Sie sagte aber, der Prozess werde "nach derzeitiger Planung" am kommenden Dienstag fortgesetzt. Am nächsten Verhandlungstag werde eines der Themen das Feuer sein, mit dem Zschäpe nach dem Auffliegen des NSU-Trios die Fluchtwohnung in Zwickau zerstört haben soll. Sie habe dabei den Tod ihrer damals 89 Jahre alten Nachbarin "billigend in Kauf genommen", heißt es in der Anklage.

Zschäpe hatte am vergangenen Mittwoch überraschend ihren drei Pflichtverteidigern das Vertrauen entzogen. Daraufhin war spekuliert worden, sie wolle sich entgegen der bisherigen Verteidigungsstrategie doch vor Gericht zu einzelnen Anklagepunkten äußern. Der "Nationalsozialistische Untergrund" (NSU) wird für zehn Morde verantwortlich gemacht. Der Anwalt Mehmet Daimagüler, ein Vertreter der Nebenklage im NSU-Prozess, forderte Zschäpe auf, ihr Schweigen zu brechen. Eine Aussage sei in ihrem eigenen Interesse, sagte er der Mitteldeutschen Zeitung. "Ich hoffe und rechne auch damit, dass sie aussagt. Denn so kann es ja nicht weiter gehen."

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