Corona:Sicherheitsrisiko Bodyguard

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, Berater-Affäre Bundeswehr

Politikerinnen und Politiker, wie hier Ursula von der Leyen, kommen ihren Bodyguards gezwungenermaßen ziemlich nah - ein Risiko in Corona-Zeiten.

(Foto: Bernd von Jutrczenka/dpa)

Bundespräsident Steinmeier ist nach der Corona-Infektion eines Personenschützers in Quarantäne. Es ist nicht das erste Mal, dass ein Bodyguard eines Politikers positiv getestet wurde. Das Bundeskriminalamt hat einen Krisenstab eingerichtet.

Von Daniel Brössler, Berlin

Es ist der eine Kontakt, den Spitzenpolitiker nicht vermeiden können - jedenfalls nicht, wenn sie das Haus verlassen. Auch in Corona-Zeiten müssen sie sich von Bodyguards beschützen lassen. Das allerdings erhöht, wie sich nun wieder gezeigt hat, das Infektionsrisiko. Nach dem positiven Corona-Test eines Personenschützers musste sich Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier am Samstag in Quarantäne in seine Dienstvilla in Berlin-Dahlem begeben. Die ersten beiden Corona-Tests fielen negativ aus, weitere sollen folgen. Der 64-Jährige und seine Frau Elke Büdenbender müssen zur Risikogruppe gezählt werden. 2010 hatte Steinmeier seiner Frau eine Niere gespendet.

Eigentlich hätte der Bundespräsident am Sonntag in der Frankfurter Paulskirche bei der Verleihung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels die Laudatio halten sollen auf den indischen Wirtschaftswissenschaftler, Philosophen und Nobelpreisträger Amartya Sen, der per Video aus Boston zugeschaltet wurde. Vor lichten Reihen in der Paulskirche verlas der Schauspieler Burghart Klaußner die Laudatio. "Wahrhaft ungewöhnliche Zeiten" seien das, in denen sich der Bundespräsident in Quarantäne befinde, schob Klaußner ein.

Steinmeier ist nicht der erste deutsche Politiker, der sich wegen einer positiven Corona-Testung eines Personenschützers in Quarantäne begeben musste. Auch Außenminister Heiko Maas (SPD) musste sich für fast zwei Wochen in Selbstisolation begeben, nachdem ein Bodyguard, der ihn nach Brüssel begleitet hatte, positiv getestet worden war. Von einem Haus in Brandenburg aus schaltete sich Maas in dieser Zeit per Video zu den Vereinten Nationen und in diverse internationale Konferenzen zu. Am Wochenende begab sich auch Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl (CDU) in häusliche Quarantäne. Grund ebenfalls: der positive Corona-Test eines Personenschützers.

Möglichst wenig Kontakt unter Personenschützern

Das Problem ist der Polizei seit Beginn der Corona-Krise bewusst. Das Bundeskriminalamt (BKA), das auf Bundesebene mit seiner "Sicherungsgruppe" für den Personenschutz zuständig ist, richtete einen eigenen Krisenstab ein. "Selbstverständlich" würden die Vorsichtsmaßnahmen und Empfehlungen zur Reduzierung des Infektionsrisikos "sehr strikt eingehalten", sagte eine BKA-Sprecherin. In der Sicherungsgruppe seien Dienstpläne der Personenschutzkräfte und die Art und Weise der Kommunikation untereinander so umgestaltet worden, "dass die Kräfte nicht mehr als unbedingt erforderlich im unmittelbaren persönlichen Kontakt stehen". Diejenigen BKA-Angehörigen, die mit dem erkrankten Mitarbeiter in Kontakt stünden, würden nun getestet und hätten sich in häusliche Quarantäne begeben. "Die Arbeitsfähigkeit der Abteilung Sicherungsgruppe ist uneingeschränkt gewährleistet", betonte die Sprecherin.

Ein Risiko geht für die Politiker nicht nur von Personenschützern aus, sondern auch voneinander. So gaben nur wenige Tage nach einem Außenministertreffen der Europäischen Union in Luxemburg der Österreicher Alexander Schallenberg und seine belgische Kollegin Sophie Wilmès ihre Corona-Infektion bekannt. Außenminister Maas habe "keinen nahen Kontakt" gehabt, teilte ein Sprecher des Auswärtigen Amtes mit. "Bei Dienstreisen des Auswärtigen Amtes wird ein strenges Hygiene- und Sicherheitskonzept angewandt", betonte er. In diesem Rahmen seien Maas und alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die ihn in Luxemburg begleitet hätten, routinemäßig getestet worden, zuletzt am Freitag mit durchweg negativen Resultaten. Am 9. November soll es wieder ein Treffen der EU-Außenminister geben - jedenfalls ist das der Plan.

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