Griechenland:Tumult bei Steinmeiers Besuch in Flüchtlingslager

Geflüchtete im griechischen Flüchtlingslager in Malakasa reagieren emotional auf den Besuch des Bundespräsidenten. (Foto: Bernd von Jutrczenka/dpa)

Der Bundespräsident will sich in der Nähe von Athen über die Registrierung und Aufnahme von Flüchtlingen informieren. Der Besuch eines Lagers verläuft etwas anders als geplant.

Beim Besuch von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in einem Flüchtlingslager in Malakasa nahe der griechischen Hauptstadt Athen ist es zu tumultartigen Szenen gekommen. Hunderte Flüchtlinge empfingen ihn mit lautstarken „Ausweis, Ausweis“- und „Deutschland, Deutschland“-Rufen und folgten ihm hinter einem hohen Zaun bei seinem Gang durch Einrichtungen des Lagers. Einige von ihnen versuchten, bis zu Steinmeier durchzudringen. Sie wurden aber von Sicherheitskräften weit von ihm entfernt zurückgehalten. Der Bundespräsident verkürzte angesichts der aufgebrachten Stimmung seinen Besuch um eine halbe Stunde.

Dieser Protest sei auch ein Appell an die europäischen Regierungen, die Grenzen nicht so dichtzumachen, wie sie es jetzt zunehmend würden, sagte Steinmeier später: „Wir haben Verständnis und können nachvollziehen, dass die Flüchtlinge diese Erwartung haben. Aber ich glaube, wir tun mit Blick auf den Zustand unserer Gesellschaften auch gut daran, dass wir tatsächlich die Zahl der Ankünfte gegenüber den letzten Jahren verringern.“

Steinmeier informierte sich in dem Lager über die Registrierung und Erstaufnahme von Flüchtlingen, die derzeit wieder vermehrt nach Griechenland kommen. Während im gesamten vergangenen Jahr 41 500 Neuankünfte gezählt wurden, sind es in diesem Jahr bereits mehr als 48 000. Für Griechenland mit seinen 10,5 Millionen Einwohnern stellen die über das Mittelmeer kommenden Migranten eine große Herausforderung dar.

Der Bundespräsident rief zu einer gemeinsamen europäischen Lösung des Flüchtlingsproblems auf. „Im Gegeneinander werden wir die Lösungen nicht finden“, sagte er. „In Zusammenarbeit der Regierungen und Staaten untereinander wird manches leichter. Aber das Migrationsproblem wird auch nicht morgen von der Tagesordnung verschwinden.“

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