Bundespräsident:"Nicht nur mit Applaus"

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"Sie leisten Großartiges": Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier würdigt beim Dankesfest in Berlin das besondere Engagement von Menschen in der Corona-Pandemie. (Foto: Bernd von Jutrczenka/dpa)

Bei einem Fest in Bellevue bedankt sich Bundespräsident Steinmeier bei den Jugendlichen - und spricht das Problem der geringen Vergütung in der Gesundheit und Pflege konkret an.

Von Francesca Polistina, Berlin

Die Pandemie war eine Zeit des politischen Handelns, manchmal sogar des Aktionismus. Schnell Meetings organisieren, schnell Entscheidungen treffen. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, der sonst ganz Deutschland und die Welt bereist, um sich mit Menschen zu treffen und das Land zu vertreten, musste seine Agenda neu definieren: Viele Reisen wurden verschoben, die Gespräche ins Digitale verlagert. Lange fanden im Schloss Bellevue keine großen Veranstaltungen statt.

Am Donnerstag hat Steinmeier sieben Bürger und Bürgerinnen in seiner offiziellen Residenz empfangen und sich mit ihnen zur Corona-Lage ausgetauscht. Es war die vierte "Bürgerlage", eine von ihm ins Leben gerufene Gesprächsreihe, und die erste, die auch leibhaftig stattfand. Wie es ihnen gehe, was ihnen Sorgen und Hoffnung mache, wie ihre wirtschaftliche Situation sei, wollte er wissen. Er wollte den Puls messen, hören, was die Restaurantbetreiber oder die Pfleger zu sagen haben.

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Der feierliche Moment kam dann am Freitag, als Steinmeier zu einem Dankesfest in den Park von Schloss Bellevue einlud, um Menschen zu würdigen, die sich in der Pandemie in ihrem Beruf oder im Ehrenamt besonders engagiert haben. Eingeladen waren unter anderem Pflegerinnen, Ärztinnen, Erzieher, Forscherinnen, Lehrer, Auszubildende, Studierende, Hebammen oder Müllwerker - stellvertretend für die vielen Tausend Engagierten im ganzen Land.

Sich impfen zu lassen bedeutet ein "Stück Respekt"

"Sie leisten Großartiges", sagte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier laut dem vorab verbreiteten Redemanuskript an die Gäste gewandt. Diese Pandemie sei nichts weniger als eine Jahrhundertkrise, eine Prüfung unserer Menschlichkeit. Er sei aber zuversichtlich: "Egal wie sehr uns das Virus auf Distanz zwingt, wir rücken umso enger zusammen".

Steinmeier bedankte sich außerdem bei den Jugendlichen, die in der Pandemie "enorme Solidarität" mit den Älteren, Kranken und besonders Gefährdeten gezeigt haben. Das sei viel zu wenig wahrgenommen worden, so der Bundespräsident. "Jetzt ist es umgekehrt an uns, den Älteren, Solidarität mit den Jungen zu zeigen". Auch bei denjenigen, die schon geimpft sind, bedankte sich Steinmeier. Denn sich impfen zu lassen, das sei auch ein "Stück Respekt" gegenüber all denen, die im Kampf gegen Corona ihr Äußerstes geben.

Schließlich adressierte Steinmeier ein konkretes Problem: "Zu selten haben sie, die in Gesundheit und Pflege ihr Äußerstes geben, die Anerkennung erhalten, die ihnen zusteht, und die Bezahlung, die sie verdienen", betonte er. Es sei gut und richtig, dass da ein gesellschaftliches Umdenken eingesetzt habe. "Und dass wir diese Menschen auch, aber nicht nur mit Applaus von Balkonen bedenken".

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