Süddeutsche Zeitung

Stadtluft:Das große Reinemachen

Wenn die Politik etwas bewegen will, muss sie die Verschmutzung bekämpfen, statt Grenzwerte hochzusetzen.

Von Benedikt Müller

Das Urteil trifft die Hauptachse des Ruhrgebiets: Essen muss ältere Dieselautos aus einer Zone aussperren, die wohl auch die Autobahn 40 umfasst, die durch die Stadt führt. Denn seit Jahren enthält die Luft im Pott vielerorts mehr gesundheitsschädliche Stickoxide, als die EU erlaubt. Auch wenn das Land in Berufung gehen kann, gibt das Urteil zu denken, weit über die Ruhr hinaus.

Zum einen zeigt der Fall, wie sehr die Stadtluft unter nahen Autobahnen leidet - für die ist aber der Bund zuständig. Wenn die Bundesregierung Fahrverbote verhindern will, sollte sie also auch Staus auf den Autobahnen eindämmen, indem sie etwa den öffentlichen Nahverkehr und Fahrgemeinschaften stärkt. Zudem braucht es mehr Güterverkehr auf der Schiene und mehr umweltfreundlich angetriebene Lkw. Die Politik sollte Ursachen der Verschmutzung bekämpfen, statt den Grenzwert für Fahrverbote hochzusetzen, wie es die Regierung tun will.

Zum anderen trägt gerade im Ruhrgebiet auch die Industrie zur Stickstoffbelastung bei. Deshalb wäre es falsch, wenn nur die Besitzer älterer Dieselautos nun die Konsequenzen tragen müssten. Auch Firmen sind gefordert, Schadstoffemissionen einzusparen und ihren Beschäftigten Tickets für den öffentlichen Nahverkehr bereitzustellen. Nicht nur in Essen, sondern überall.

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Quelle:
SZ vom 16.11.2018
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