Stacey Abrams:Hoffnungsträgerin antwortet dem Präsidenten

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Womöglich tritt die Demokratin Stacey Abrams bereits im kommenden Jahr für einen der beiden Senatorenposten in Georgia an. (Foto: AP; Bearbeitung SZ)
  • Die Demokratin Stacey Abrams wird die Antwort auf Präsident Trumps Rede zur Lage der Nation geben.
  • Als erste Frau und als erste Schwarze wurde sie Vorsitzende der Demokraten im Staatsparlament von Georgia.
  • Bei den Gouverneurswahlen in Georgia im vergangenen Herbst unterlag sie ihrem republikanischen Konkurrenten nur knapp.

Von Christian Zaschke, New York

Es war denkbar knapp: Weniger als 55 000 Stimmen betrug der Rückstand der Demokratin Stacey Abrams auf ihren republikanischen Konkurrenten Brian Kemp bei der Gouverneurswahl in Georgia im vergangenen Herbst. Dass die Demokraten im konservativen Georgia überhaupt in die Nähe eines Wahlsiegs kamen, war überraschend, dass aber eine schwarze Frau um ein Haar in den Südstaaten Gouverneurin geworden wäre, galt als Sensation. Deshalb ist die 45 Jahre alte Abrams trotz ihrer Niederlage eine Hoffnungsträgerin der Demokraten.

Deutlichster Ausdruck dieser Tatsache ist, dass Chuck Schumer, der Führer der demokratischen Minderheit im Senat, sie dazu auserkor, am Dienstagabend die Antwort auf Präsident Donald Trumps Rede zur Lage der Nation zu geben. Wie üblich antwortete sie als Vertreterin der Opposition auf die Äußerung des Präsidenten mit einer zehnminütigen Rede.

Im vergangenen Jahr war diese Ehre dem Abgeordneten Joe Kennedy III. zuteilgeworden. Viele Demokraten fragten sich allerdings, ob es wirklich ein Zeichen des Aufbruchs und der Erneuerung sei, wenn diese zumindest symbolisch wichtige Rede von einem weißen Mann von der Ostküste gehalten wird, der einer der profiliertesten und einflussreichsten Familien des Landes entstammt.

Stacey Abrams ist in vielerlei Hinsicht das Gegenteil Kennedys. Sie wuchs zunächst in Mississippi auf und hat fünf Geschwister. Ihre Eltern sind methodistische Geistliche. Später lebte sie in Atlanta, studierte an den Universitäten von Texas und Yale.

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Als erste Frau und als erste Schwarze wurde sie Vorsitzende der Demokraten im Staatsparlament von Georgia. Als sie ankündigte, dass sie für das Amt der Gouverneurin kandidieren wolle, wurde das auch von Parteifreunden mit Skepsis aufgenommen. War ausgerechnet Georgia, das wirklich nicht als progressiv gilt, bereit für eine schwarze Frau als Gouverneurin? Die Vorausscheidungen der Demokraten gewann Abrams mit 56 Prozentpunkten Vorsprung, und dann nahm ihre Kampagne Fahrt auf.

Chuck Schumer nennt sie "eine aktuelle und künftige Anführerin"

Sie ist eine leidenschaftliche Rednerin, und sie sprach über Themen, die die Wähler bewegen: Mehr Menschen sollen eine Krankenversicherung haben, die öffentlichen Schulen müssen besser unterstützt werden, der Mittelstand soll gefördert werden. Ihr Gegenkandidat warnte stets, das werde zu Steuererhöhungen führen, doch viele Wähler sahen das Positive in Abrams' Botschaften. Sie erhielt prominente Unterstützung aus dem ganzen Land, unter anderem reiste die Moderatorin Oprah Winfrey nach Georgia, um Abrams zu helfen.

Nach ihrer knappen Niederlage hat sie kurz innegehalten und überlegt. Dann hat sie beschlossen, in der Politik weiterzumachen. Womöglich tritt sie bereits im kommenden Jahr für einen der beiden Senatorenposten in Georgia an. Selbst eine Präsidentschaftskandidatur gilt nicht als ausgeschlossen, denn nicht nur an der Basis, auch bei der Parteiführung genießt sie mittlerweile höchstes Ansehen.

Chuck Schumer hat sie "eine aktuelle und künftige Anführerin" genannt. Nancy Pelosi, die Sprecherin des Abgeordnetenhauses, sagte, dass Abrams' "elektrisierende Botschaft über Mut, Ausdauer und Hoffnung" die Nation und die Politik mit neuem Leben erfüllt habe.

© SZ vom 06.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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