Staatssekretär im Innenministerium:Hanning hört auf

Innen-Staatssekretär Hanning scheidet Ende 2009 aus dem Amt aus. Offizielle Begründung: Er hätte ohnehin in anderthalb Jahren aufhören müssen. Interessanter aber ist die inoffizielle Erklärung.

Hans Leyendecker

Der Staatssekretär im Bundesinnenministerium und frühere Präsident des Bundesnachrichtendienstes (BND), August Hanning, soll Ende des Jahres aus dem Amt ausscheiden. Sein Weggang wird offiziell damit begründet, der im Februar 1946 geborene Spitzenbeamte hätte ohnehin in anderthalb Jahren aufhören müssen.

Staatssekretär im Innenministerium: Der Staatssekretär im Bundesinnenministerium, August Hanning, scheidet Ende des Jahres aus.

Der Staatssekretär im Bundesinnenministerium, August Hanning, scheidet Ende des Jahres aus.

(Foto: Foto: AP)

Die inoffizielle Begründung lautet anders: Zwischen Hanning und dem neuen Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) soll angeblich die Chemie nicht stimmen. Hanning sei aus den eigenen Reihen unter Druck geraten, sagt ein prominenter Christdemokrat in Berlin. Andererseits war es stets Hannings Credo, dass man Behörden nicht nach den Wünschen der Mitarbeiter organisieren könne.

Der sehr zielstrebige und parteilose Hanning ist aber auch ein klassischer Verwaltungsbeamter. Als vielseitiger Verwaltungsfachmann im Finanz- und Umweltbereich sowie bei der Ständigen Vertretung in Ost-Berlin hatte er sich einen Namen gemacht, bevor er Anfang der 90er Jahre ins Kanzleramt wechselte und sich dort um die Koordination der Nachrichtendienste kümmerte.

In seiner Amtszeit als BND-Chef, von 1998 bis 2005, hatte Hanning den Umbau des Dienstes vorangetrieben. Nach dem Wechsel ins Innenministerium war er entscheidend daran beteiligt, dass in Berlin-Treptow ein gemeinsames Terrorabwehrzentrum gegründet wurde. Auch sorgte er dafür, dass die Terrorismusabteilungen des Bundeskriminalamtes und des Bundesamtes für Verfassungsschutz in die Hauptstadt geholt wurden.

Hanning gilt als einer der erfahrensten Fachleute im Sicherheitsbereich. Der frühere Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble schätzte seinen Rat. Kumpelhaft aber war ihr Verhältnis nie. Hanning führte im Ministerium die Zuständigkeit für die Bekämpfung des Terrorismus und des Extremismus zusammen und schuf eine Abteilung "Öffentliche Sicherheit", die ein Vertrauter von ihm leitet.

Bei heiklen internationalen Missionen hat sich der aus dem westfälischen Nordwalde stammende promovierte Jurist bewährt, und er galt auch auf der großen Bühne als der deutsche Top-Fachmann im Kampf gegen den islamistischen Terrorismus. Er reiste nach Algerien oder Marokko und fädelte Deals ein, um Verbündete im Kampf gegen den Terror zu gewinnen. Hanning wirkte wie ein Technokrat und war doch ein großer Strippenzieher.

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