Staatsbesuch:Obama zu Gast bei Freunden

Der scheidende US-Präsident ist in Berlin gelandet. Das größte Aufsehen erregte er mit seiner ersten Deutschlandreise 2008 - da war er noch nicht mal gewählt.

Von Barbara Galaktionow

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(Foto: dpa)

Barack Obama und die Deutschen, das ist eine ganz eigene Verbindung. Nur wenige Wochen bevor der Demokrat die Amtsgeschäfte an seinen Nachfolger Donald Trump abgibt, reist er nun unerwartet noch einmal nach Deutschland, zum letzten Mal innerhalb seiner Zeit als US-Präsident. Das US-Regierungsflugzeug Air Force One kam aus Athen und landete am Mittwoch um 17.51 Uhr am Flughafen Tegel. Der Präsident wurde von Vertretern der Bundesregierung, der US-Botschaft und einem Ehrenspalier der Bundeswehr empfangen. Der bereits sechste Besuch des Präsidenten unterstreiche die besondere Bedeutung der beiderseitigen Beziehungen, heißt es aus dem Weißen Haus. In keinem Land ließ Obama sich in den vergangenen acht Jahren häufiger blicken, in Frankreich waren es ebenfalls sechsmal.

Noch Senator - Obama in Berlin 2008

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(Foto: REUTERS)

Und ist es denn ein Wunder, so wie Obama hier umjubelt wurde? Im Juli 2008 empfangen ihn die Berliner begeistert wie einen Popstar. Hunderttausende kommen zu Obamas Rede, in der er den transatlantischen Zusammenhalt beschwört. Nach den Jahren mit George W. Bush, der vielen Deutschen als Spalter und Kriegstreiber gilt, hoffen viele auf ein neues Amerika. Es herrscht "Obamania". Dabei ist der Hoffnungsträger zu diesem Zeitpunkt noch nicht einmal Präsident, sondern nur Präsidentschaftskandidat.

Noch Senator - Obama in Berlin 2008

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(Foto: dpa)

Eines bleibt "Senator Obama" allerdings durch die Kanzlerin verwehrt: Eine Rede vor dem Brandenburger Tor. Die Ehre, an diesem historischen Ort zu sprechen, wird er erst 2013 als Präsident haben. Doch auch die Berliner Siegessäule macht ja durchaus was her.

Nato-Gipfel in Baden-Baden 2009

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(Foto: REUTERS)

Nicht einmal ein Jahr später ist Obama wieder in Deutschland. Inzwischen US-Präsident reist er im April 2009 zum Nato-Gipfel nach Baden-Baden. Auf dem Programm: Die Feier des 60-jährigen Bestehens der Militärallianz. Zum Zeichen der Verbundenheit der einstigen Kriegsgegner Deutschland und Frankreich überqueren Obama, Kanzlerin Angela Merkel und andere Gipfelteilnehmer zu Fuß eine Rheinbrücke zwischen Kehl und Straßburg. Hier nicht zu sehen: Von französischer Seite kommt ihnen Staatspräsident Nicolas Sarkozy entgegen.

Im Konzentrationslager Buchenwald 2009

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(Foto: Getty Images)

Einen Deutschlandbesuch mit starker symbolischer Bedeutung macht Obama im Juni 2009. Im Anschluss an kurze Visiten in Dresden und Weimar wird der US-Präsident von den Holocaust-Überlebenden Elie Wiesel (am Mikrofon) und Bertrand Herz durch das Konzentrationslager Buchenwald geführt. Es sei für ihn "sehr wichtig, Buchenwald zu besuchen", sagt Obama, dessen Großonkel 1945 an der Befreiung eines Außenlagers des KZs beteiligt war. Durch seinen Besuch bekräftigt er nicht nur sein Interesse an deutscher Geschichte, sondern auch die Verbundenheit der USA mit Israel. Als Eli Wiesel im Juli 2016 stirbt, würdigt ihn Obama als das "Gewissen der Welt".

Als US-Präsident in Berlin 2013

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(Foto: AFP)

Sehr viel Aufsehen erregt Obama, als er im Juni 2013 zum zweiten Mal in die deutsche Hauptstadt reist, diesmal als amtierender US-Präsident und begleitet von seiner Ehefrau Michelle und den beiden Töchtern. Der damalige Außenminister Guido Westerwelle nimmt die Obamas am Flughafen Tegel in Empfang.

Als US-Präsident in Berlin 2013

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(Foto: dpa)

First Lady Michelle Obama absolviert mit ihren Töchtern Malia (ganz links) und Sasha in Berlin ein vor allem historisch geprägtes Programm. Sie besuchen Checkpoint Charlie, die Gedenkstätte Berliner Mauer und das Denkmal für die ermordeten Juden Europas.

Als US-Präsident in Berlin 2013

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(Foto: Getty Images)

Barack Obama beweist derweil wieder seine Lässigkeit, als er sich in der brütenden Mittagshitze auf dem Rednerpult kurzerhand seines Sakkos entledigt. Dieses Mal darf er vor dem Brandenburger Tor sprechen, wie 1963 sein Vorgänger John F. Kennedy. 4500 Gäste lauschen Obamas Rede. Im Vergleich zur Rede vor der Siegessäule wirkt diese sehr viel routinierter.

Als US-Präsident in Berlin 2013

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(Foto: AFP)

Obama wird in Berlin von vielen wieder begeistert empfangen - so von Kindern und Bundespräsident Joachim Gauck im Schloss Bellevue. Doch die ganz große Euphorie von vor seiner Amtseinführung ist verflogen. Denn die großen Erwartungen, die der Senator mit seiner Ansprache auch bei den Deutschen geweckt hatte, hat der Präsident nicht erfüllt.

Als US-Präsident in Berlin 2013

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(Foto: REUTERS)

Die Enthüllungen des Whistleblowers Edward Snowden über US-amerikanische Spähaktivitäten in Deutschland empören die Menschen, wie Mitglieder der Piratenpartei mit ihren Plakaten beim Präsidentenbesuch zeigen. Und dass Obama - mittlerweile ja sogar Friedensnobelpreisträger - entgegen seiner Versprechungen das Gefangenenlager Guantanamo noch nicht geschlossen hat, finden viele inakzeptabel.

Beim G-7-Gipfel in Bayern 2015

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(Foto: AFP)

Der nächste Deutschlandbesuch führt den US-Präsidenten in die bayerische Provinz, zum G-7-Gipfel auf Schloss Elmau. Obama fühlt sich ganz offensichtlich wohl - wie sich schon bei der Begrüßung am Münchner Flughafen durch Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer zeigt. Für einen Amerikaner möglicherweise skurril anmutende Begegnungen mit Einheimischen in ländlichen Trachten, weiß der Präsident mit Offenheit und Humor zu begegnen. Das gilt für kleine Menschen gleichermaßen wie für ...

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(Foto: Markus Schreiber/AP)

... die großen, die den US-Präsidenten beim Weißwurstfrühstück in der Gemeinde Krün mit ihren Traditionen und Gebräuchen bekannt machen. Obama übertreibt es indes nicht und trinkt, so ist später zu hören, zwar Weißbier, aber alkoholfreies.

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(Foto: dpa)

Das entspannte Selbst- und Machtbewusstsein des US-Präsidenten, dass sich in seiner Körpersprache deutlich zeigt, weiß Gipfel-Gastgeberin Merkel gestisch zu kontern. Viel wird später darüber gelacht und gemutmaßt, welche Erzählung die Kanzlerin hier mit ihrer ausladenden Gebärde begleitet.

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(Foto: AP)

Neben Beschlüssen zum Klimaschutz und zur Ukraine-Krise liefert das mit hohem Polizeiaufwand gesicherte Treffen der sieben Staats- und Regierungschefs vor allem eines: herrliche Bilder der Staatenlenker, die hier durch das üppige Grün der bayerischen Bergwelt trappen wie ein Grüppchen britischer Touristen zu Beginn des 20. Jahrhunderts durch Italien. Obama und Merkel schreiten voran - natürlich.

Auf der Hannover Messe 2016

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(Foto: Getty Images)

Bei der Hannover Messe im April 2016 stärkt Obama dann "seiner Freundin Angela" den Rücken. Er plädiert dafür, die Einheit Europas auch weiterhin zu stärken - und er lobt die Flüchtlingspolitik Merkels. Einig sind sich die beiden (auf dem Foto mit Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil) auch, dass sie TTIP möglichst schnell vorantreiben wollen - im Gegensatz allerdings zu vielen deutschen Demonstranten, die vor dem Präsidentenbesuch einen Stopp des Freihandelsabkommens fordern.

Auf der Hannover Messe 2016

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(Foto: Getty Images)

Wie entspannt das Verhältnis zwischen Obama und Merkel mittlerweile ist, zeigt sich auch beim Messerundgang, bei dem die beiden fröhlich in virtuelle Realitäten vordringen. Gerade im Hinblick auf Obamas Demnächst-Nachfolger Donald Trump dürfte der nun anstehende, letzte Berlin-Besuch des US-Präsidenten Obama nicht nur die Kanzlerin, sondern auch manche Deutsche ein bisschen wehmütig machen. Auch wenn ihre Zuneigung zum 44. Präsidenten der USA während seiner Amtszeit ein paar Dämpfer erhalten hat.

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