Staatsakt statt Staatsbegräbnis:Von Weizsäcker wird im kleinen Kreis beigesetzt

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Trauer um Richard von Weizsäcker: Ein Bild mit Trauerflor steht am 2. Februar 2015 in Bonn in der Villa Hammerschmidt, dem ehemaligen ersten Sitz des Bundespräsidenten. (Foto: dpa)
  • Für den verstorbenen Ex-Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker gibt es kein Staatsbegräbnis. Seine Angehörigen wünschen sich eine Beisetzung im kleinen Kreis.
  • Stattdessen wird am 11. Februar eine Trauerfeier im Rahmen eines Staatsakts im Berliner Dom stattfinden.
  • Das letzte Staatsbegräbnis erhielt 1997 der ehemalige Bundestagspräsident Kai Uwe von Hassel

Von Janina Mütze

Für den am Samstag gestorbenen früheren Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker wird es kein Staatsbegräbnis geben. Die Zeremonie, die zahlreichen Würdenträgern in der Bundesrepublik zuteil wurde, scheint aus der Mode gekommen zu sein: Das letzte Staatsbegräbnis fand vor 18 Jahren statt. Zuletzt entschieden sich die Familien der Verstorbenen regelmäßig für Trauerfeiern im Rahmen eines Staatsakts.

Mit beiden Zeremonien werden "Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, die sich um das deutsche Volk hervorragend verdient gemacht haben", auf Anordnung des Bundespräsidenten gewürdigt, heißt es in der entsprechenden Anordnung.

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:Politiker aller Parteien trauern um "Welt- und Staatsbürger im besten Sinne"

Bundespräsident Gauck würdigt Richard von Weizsäcker als "moralische Instanz", für Kanzlerin Merkel ist sein Tod ein "Verlust für Deutschland". Die Grünen loben sein "stets offenes, sachliches und warmherziges Auftreten" und Bundestagsvizepräsidentin Petra Pau sagt auf Twitter schlicht: Danke.

Für Weizsäcker finden am 11. Februar eine Trauerfeier und ein Staatsakt im Berliner Dom statt. Der umfasst eine von Musikstücken umrahmte Traueransprache, Gedenkreden und die Nationalhymne. Zudem werden Bundespräsident Joachim Gauck sowie Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD), Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) und die ehemalige Bundestagsvizepräsidentin Antje Vollmer (Grüne) sprechen.

Vor neun Jahren wurde mit dem Staatsakt für Johannes Rau das letzte Mal einem Altbundespräsidenten diese Ehre zuteil.

Angehörige entscheiden sich oft gegen ein Staatsbegräbnis

Ein Staatsbegräbnis, das die öffentliche Aufbahrung des Toten enthalten kann, fand zum letzten Mal 1997 für den ehemaligen Bundestagspräsidenten Kai Uwe von Hassel statt. Neun Jahre zuvor wurde Altkanzler Kurt Georg Kiesinger in diesem Rahmen beigesetzt.

Richard von Weizsäcker zum Kriegsende 1945
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Noch Jahrzehnte nach Kriegsende rangen die Westdeutschen um den richtigen Umgang mit dem Zweiten Weltkrieg. Es herrschte das Gefühl der Niederlage. Dann hielt Richard von Weizsäcker im Mai 1985 eine Rede zum Kriegsende - und veränderte so die Republik.

Von Markus C. Schulte von Drach

Grundsätzlich bestehe kein Rangverhältnis zwischen den Zeremonien, heißt es im Bundesinnenministerium. Dass viele Angehörige den Staatsakt bevorzugen, habe einen einfachen Grund: Anders als das Staatsbegräbnis lasse ein Staatsakt eine anschließende Beisetzung im kleinen Kreis zu. Sofern Würdenträger nicht im Amt sterben, entschieden sich daher die meisten Familien für letzteres.

Auch die Angehörigen Weizsäckers werden den Verstorbenen unter Ausschluss der Öffentlichkeit beisetzen. Parallel wird im Roten Rathaus eine öffentliche Trauerfeier stattfinden.

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(Foto: imago)

Fit bis ins hohe Alter: Richard von Weizsäcker ermöglichte es den Deutschen, das Aristokratische jenseits der bunten Blätter zu bewundern.

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Doch die adlige Familie war auch Hypothek: Vater Ernst von Weizsäcker (r.) saß als Ex-NS-Diplomat in Haft - der Sohn hatte ihn vor Gericht verteidigt.

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(Foto: Peter Popp/dpa)

Richard von Weizsäcker, hier 1968 mit seiner Frau Marianne, war selbst Offizier in der Wehrmacht. Später sprach er wenig über seine Erlebnisse.

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(Foto: dpa)

1981 gewann er für die CDU die Abgeordnetenhauswahl in Berlin, war bis 1984 Regierender Bürgermeister im Westen der geteilten Stadt.

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(Foto: Horst Ossinger/dpa)

Am 1. Juli 1984 wurde er als Bundespräsident vereidigt. Und entsprach im Amt dem, was die Deutschen sich unter einem guten Herrscher vorstellen.

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(Foto: Frank Mächler/dpa)

1984 im Urlaub in Bad Tölz: Mit formvollendetem Auftreten wurde Weizsäcker populär, ein Präsident, der immer wieder die politische Klasse schalt.

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(Foto: Heinrich Sanden/dpa)

Die wohl größte Rede: Zum 40. Jahrestag des Kriegsendes 1985 verkündete der Präsident, der 8. Mai sei nicht Niederlage, sondern "Befreiung" gewesen.

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(Foto: Martin Athenstädt/dpa)

1986 in Myanmar: Entwicklungshilfe aus dem Geist des Teilens heraus war ihm ein Anliegen. Der Geist der Konfrontation war seine Sache nicht.

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(Foto: Heinz Wieseler/dpa)

Auch gute Beziehungen zum anderen deutschen Staat waren ihm wichtig. 1987 empfing er DDR-Staatschef Erich Honecker in der Villa Hammerschmidt in Bonn.

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1988 mit Willy Brandt: Schon als CDU-Abgeordneter hatte sich Weizsäcker dafür eingesetzt, dass die Union Brandts neue Ostpolitik passieren ließ.

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(Foto: Martin Athenstädt/dpa)

Als Präsident beim Staatsbesuch in Bulgarien war sich Weizsäcker nicht zu schade für eine Schneeballschlacht. Am Samstag starb er im Alter von 94.

© SZ vom 03.02.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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