Sri Lanka:Machtwechsel in Colombo

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Ex-Verteidigungsminister Gotabhaya Rajapaksa wird Präsident und verspricht seinem Land mehr Sicherheit.

Von Arne Perras, Lucknow

Bei Präsidentschaftswahlen in Sri Lanka hat Oppositionsführer Gotabaya Rajapaksa einen klaren Sieg errungen. Der 70-jährige frühere Verteidigungsminister bringt damit den reichsten Politikerclan im Land zurück an die Macht. Rajapaksa setzte sich mit 52 Prozent der Stimmen gegen seinen Rivalen Sajit Premadasa durch. Der bisherige Präsident Maithripala Sirisena, der stark enttäuscht hatte, war nicht mehr ins Rennen gegangen.

"Die Wähler halten Rajapaksas Versprechen für glaubhaft, dass er Sicherheit schaffen kann", sagt Südasien-Expertin La Toya Waha von der Konrad-Adenauer-Stiftung in Singapur. "Das ist ein wesentlicher Grund für seinen Erfolg." Als Verteidigungsminister habe Rajapaksa bewiesen, dass er erfolgreich gegen eine extremistische Organisation wie die "Tamil Tigers" vorgehen konnte, sagt Waha. Das habe ihm nun geholfen, bei den Wählern zu punkten.

Nach den verheerenden islamistischen Terrorangriffen auf Kirchen und Luxushotels, die an Ostern 256 Menschen das Leben kosteten, waren die Bürger Sri Lankas geschockt, dass ihr Staat unter Präsident Sirisena in der Terrorabwehr versagt hatte. Trotz vorheriger Warnungen wurde der Sicherheitsapparat nicht aktiv, um sich gegen die Angriffe zu wappnen. Premier und Präsident wirkten ohnmächtig.

Der Rajapaksa-Clan herrscht über ein weitverzweigtes Imperium

Mit Gotabaya triumphiert auch sein Bruder Mahinda Rajapaksa, der von 2005 bis 2015 Präsident war und nun das Amt des Premierministers bekommen soll. Die beiden Brüder gelten in der buddhistisch-singhalesischen Mehrheit als Nationalhelden, weil sie 2009 den Krieg gegen die tamilischen Rebellen im Norden durch eine militärische Offensive beendeten. Bei der tamilischen Minderheit allerdings schürt die Rückkehr der Rajapaksas Unbehagen; viele von ihnen hätten lieber einen ausgleichenden Präsidenten ins Amt gebracht.

Der Rajapaksa-Clan, der unter Präsident Mahinda ein weit verzweigtes Wirtschaftsimperium aufbauen konnte, hatte 2015 überraschend die Wahl verloren. Korruptionsvorwürfe und Angst vor einem zunehmend autoritären Regime Rajapaksas schürten Unzufriedenheit im Volk.

Der Wahlsieger hat in einer ersten Reaktion versöhnliche Töne angeschlagen, indem er versprach, alle Bürger Sri Lankas auf die Reise in eine neue Ära mitzunehmen. Allerdings hatte er im Wahlkampf stets deutlich gemacht, dass er einen starken Zentralstaat anstrebt, der dem Buddhismus eine dominierende Rolle zuweist. Damit misstrauen ihm vor allem die Tamilen, die für ihre Region im Norden mehr Eigenständigkeit fordern.

© SZ vom 18.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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