Sri Lanka:Selbstmordattentäter war offenbar schon vor Anschlägen einmal in Polizeigewahrsam

Sicherheitskräfte nach den Anschlägen in Sri Lanka

Soldaten bewachen das Umfeld einer Kirche in der srilankischen Hauptstatd Colombo.

(Foto: AFP)
  • Bei zwei der Selbstmordattentäter, die am Osterwochenende in Sri Lanka fast 400 Menschen töteten, soll es sich um die Söhne eines wohlhabenden Gewürzmagnaten handeln.
  • Mohammad Yusuf Ibrahim ist in Sri Lanka als Unternehmer bekannt.
  • Jetzt wurde er verhaftet, weil er seine Söhne bei ihrer Tat unterstützt haben soll.
  • Einer seiner Söhne war vor der Tat offenbar bereits festgenommen worden, wurde aber wieder freigelassen.

Die Polizei in Sri Lanka hat einen der Selbstmordattentäter vom Osterwochenende bereits vor den Anschlägen verhaftet und wieder freigelassen. Das berichtet der Sender CNN unter Berufung auf einen leitenden Regierungsbeamten. Es handle sich um Ilham Ahmed Ibrahim. Er soll das Cinnamon Grand Hotel angegriffen und dort eine Bombe gezündet haben.

Vier Tage nach den Anschlägen ist der regional bekannte Gewürzmagnat Mohammad Yusuf Ibrahim festgenommen worden. Er ist der Vater von Ilham Ahmed Ibrahim und dessen Bruder, die am Osterwochenende fast 400 Menschen töteten. Ibrahim steht unter Verdacht, seine Söhne bei ihrer Tat unterstützt zu haben. Der Multimillionär ist in Sri Lanka als erfolgreicher Geschäftsmann und Gewürzhändler bekannt. Der ehemalige Präsident des Landes lobte ihn einst für seinen "außergewöhnlichen Dienst für die Nation".

Wie die New York Times berichtete, hatte die Polizei bereits am Sonntag das Anwesen der Ibrahims durchsucht. Dabei habe sich eine Frau mit ihren beiden Kindern in die Luft gesprengt, es soll sich um die Ehefrau eines der Söhne handeln. Am Mittwoch gaben die Sicherheitsbehörden außerdem bekannt, die meisten Attentäter seien gut ausgebildet gewesen und stammten aus Mittelklasse-Familien.

Immer noch Ausnahmezustand in Sri Lanka

Im Interview mit der Süddeutschen Zeitung sagte der srilankische Imam Sheikh Arkam, der Sohn eines reichen Gewürzhändlers sei ihm bereits vor zwei Jahren mit radikalen Aussagen aufgefallen, und einer der Söhne dieses Unternehmers habe sich an dem Anschlag beteiligt. Er wisse aber nicht, ob es sich dabei um dieselbe Person gehandelt habe.

In Sri Lanka herrscht auch vier Tage nach den Anschlägen auf Kirchen und Hotels der Ausnahmezustand. Die Polizei nahm 16 weitere Personen im Zusammenhang mit der Anschlagserie fest, darunter seien ein Ägypter und mehrere Pakistaner. Damit stieg die Zahl der Festgenommenen auf mindestens 76. Die Polizei prüft, ob die Selbstmordattentäter Kontakt zu Extremisten im Ausland hatten. Ministerpräsident Ranil Wickremesinghe sagte der Nachrichtenagentur AP, Verdächtige seien weiter auf der Flucht und könnten Sprengstoff bei sich tragen. Zudem wurde bekannt, dass der oberste Beamte im Verteidigungsministerium zurückgetreten ist.

Die Terrormiliz "Islamischer Staat" bekannte sich inzwischen zu den Attentaten. Sie veröffentlichte Fotos und Videos der mutmaßlichen Selbstmordattentäter. Die Sicherheitslage in der srilankischen Hauptstadt Colombo ist nach wie vor angespannt, immer wieder nehmen die Behörden kontrollierte Sprengungen verdächtiger Gegenstände vor. Die Ursache einer weiteren Explosion in einer Nachbarstadt Colombos, bei der keine Menschen zu schaden kamen, wird noch geprüft.

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