Sportpolitik:Olympia-Bühne für Bachs Wiederwahl bleibt unangetastet

Sportpolitik
Thomas Bach ist der Präsident des Internationalen Olympischen Komitees. Foto: Jean-Christophe Bott/KEYSTONE/dpa (Foto: dpa)

Direkt aus dem dpa-Newskanal

Lausanne (dpa) - Für Thomas Bachs Aufbruch in seine letzte Amtszeit soll die Olympia-Bühne von Tokio auch 2021 möglichst unverändert bleiben.

Kurz nachdem der Präsident des Internationalen Olympischen Komitees seine erneute Kandidatur für den Top-Job erklärt hatte, verkündeten die Macher der ins nächste Jahr verlegten Sommerspiele das Festhalten an den ursprünglichen Arenen und Zeitplänen für die Wettbewerbe. Ganz nach Bachs Wunsch sollen die "grundlegenden Elemente der Spiele" trotz der Folgen der Corona-Krise erhalten bleiben. Olympia in Tokio werde ein "Symbol der Widerstandsfähigkeit und Hoffnung", versicherte Bach.

Mit seiner Ankündigung, die Wiederwahl für die maximal noch möglichen vier Jahre anzustreben, hatte der 66 Jahre alte Tauberbischofsheimer den Zeitplan der Generalversammlung des IOC gehörig durcheinander gebracht. Vergnügt nahm der seit 2013 amtierende Bach bei der erstmals als Videoschalte organisierten Session die länglichen Lobeshymnen der Mitglieder des Ringe-Zirkels entgegen. Größerer Widerstand oder sogar ein Gegenkandidat sind bei der für Frühjahr geplanten Wahl 2021 kaum zu erwarten.

Wenige Monate nach seiner erneuten Präsidenten-Kür will Bach dann in Japans Hauptstadt Sommerspiele eröffnen, die sich von dem ursprünglich für dieses Jahr geplanten Mega-Ereignis zumindest in ihrem Kern nicht unterscheiden sollen. Trotz deutlicher Sparmaßnahmen soll Olympia dann in den gleichen Arenen und mit dem gleichen Wettkampfprogramm ausgetragen werden. Auch das olympische Dorf für die Athleten werde nach intensiven Verhandlungen mit den Immobilien-Investoren wieder zur Verfügung stehen, teilten die Organisatoren der Tokio-Spiele mit.

Durch die nötigen Kostenreduzierungen und Vereinfachungen sollen "der Sport und die Athleten" unangetastet bleiben, betonte Bach. Einschnitte könnten eher den Pomp beim Zeremoniell und die Größe der Delegationen aus den Teilnehmer-Ländern betreffen. Bach warb indes dafür, auch am Spektakel bei Eröffnungs- und Schlussfeiern nicht zu sehr zu sparen. Vor allem dort habe Japan schließlich die Chance, "seine Kultur und Gastfreundschaft und die olympischen Werte" zu präsentieren, sagte Bach.

Durch die nötigen Kostenreduzierungen und Vereinfachungen sollen "der Sport und die Athleten" unangetastet bleiben, betonte Bach. Einschnitte könnten eher den Pomp beim Zeremoniell und die Größe der Delegationen aus den Teilnehmer-Ländern betreffen. Die detaillierten Pläne dafür wollen die Olympia-Macher aber erst im Herbst vorstellen.

Wegen der Coronavirus-Pandemie hatten Japan und das IOC Ende März nach langem Zögern die Spiele um ein Jahr verschoben. Sie sollen nun vom 23. Juli bis zum 8. August 2021 stattfinden. Die Sommerspiele 2021 würden wie kein Olympia zuvor sein, sagte der Präsident des Organisationskomitees, Yoshiro Mori. "Einfachheit soll das Merkmal dieser Spiele sein", beteuerte Mori, ohne jedoch konkret über signifikante Sparpakete Auskunft zu geben.

Nach Gesprächen mit den Eigentümern und Investoren konnten sich die Veranstalter alle 42 eingeplanten Olympia-Stätten auch für das kommende Jahr sichern. Kostenneutral dürfte das aber kaum gewesen sein. Knackpunkt waren dem Vernehmen nach die Verhandlungen über das olympische Dorf und das internationale Medienzentrum auf dem Messegelände Tokyo Big Sight. Letzte Details seien zwar noch zu klären, eine grundlegende Zusage aber erteilt, hieß es.

Dank der erfolgreichen Gespräche könne es auch beim geplanten Programm der Wettbewerbe bleiben, erklärte der Chef der IOC-Koordinierungskommission, John Coates. Vorgesehen sind 339 Entscheidungen in 33 Sportarten. "Die Grundlagen bleiben erhalten", sagte Coates. Bereits gekaufte Tickets bleiben gültig, können aber ab Herbst auch zurückgegeben werden.

IOC-Chef Bach hatte die Neuorganisation der Spiele zuvor erneut als "Mammutaufgabe" bezeichnet. Die Mehrausgaben durch die Verlegung dürften mehrere Milliarden Euro betragen. Zudem erscheint angesichts der anhaltenden Corona-Krise weiter fraglich, ob die Spiele tatsächlich wie erhofft stattfinden können. Selbst wenn noch vor der geplanten Eröffnung ein Impfstoff gegen das Virus gefunden ist, bezweifeln Experten, dass die Folgen der Pandemie rechtzeitig bewältigt sind und die Sportwelt bereit für das Mega-Ereignis ist.

Vom Herbst an wollen sich die Organisatoren der Spiele umfassend mit Gegenmaßnahmen für den Fall einer anhaltenden Pandemie beschäftigen. Dabei gehe es um Einreisebestimmungen für die Olympia-Teilnehmer, den Schutz der Gesundheit von Athletinnen und Athleten, Fragen des Transports und der Unterbringung, sagte IOC-Spitzenfunktionär Coates. Auch die Frage nach der Zulassung von Zuschauern soll dann beleuchtet werden. Geisterspiele vor leeren Rängen hatte Bach mehrfach ausgeschlossen.

Einmal mehr warb der Fecht-Olympiasieger von 1976 für die Kraft des Sports. "Die Welt nach Corona braucht den Sport, um die Krise zu überwinden. Die zerbrechliche Welt nach Corona braucht die einigende Kraft der Olympischen Spiele", betonte Bach. Er räumte indes auch ein: "Keiner weiß, wie die Welt im nächsten Juli und August aussieht." Bach selbst zumindest will dann noch einmal IOC-Präsident werden.

© dpa-infocom, dpa:200717-99-828920/7

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: