Spitzenkandidatur der AfD:Petrys Verzicht ist eine Kampfansage

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Paukenschlag in der AfD - Parteichefin Frauke Petry will nicht Spitzenkandidatin werden. Ein Rückzug ist das nicht. Im Gegenteil: Sie will die Partei noch stärker auf sich selbst ausrichten.

Analyse von Stefan Braun und Jens Schneider, Berlin

So schnell kann es dann doch gehen. Erst gab es wochenlang Spekulationen um Frauke Petry, dann ließ sie am Dienstag einen öffentlichen Termin in Berlin ohne jeden Hinweis verstreichen - und nur einen Tag später kommt doch der Paukenschlag: Die Vorsitzende der Alternative für Deutschland will bei der Bundestagswahl nicht Spitzenkandidatin ihrer Partei werden. Nicht alleine und auch nicht in einem Team. So erklärte sie es am Mittwoch in einer Video-Botschaft.

Ein voller Verzicht, gar ein Rückzug, ist das nicht. Im Gegenteil: Hinter Petrys Schritt steht der Versuch, ihre Partei noch stärker allein auf ihre Linie auszurichten. Nun müssten "drängende Sachfragen" unabhängig von jedwelchen Personalfragen geklärt werden. Ihre Analyse: Weil es seit 2015 keine gemeinsame Strategie gebe, sei die Parteispitze immer wieder durch Alleingänge und größtmögliche Provokationen einzelner Akteure überrascht worden. Das ist eine Entwicklung, die die Öffentlichkeit nicht mehr gutheiße. So sei das Wählerpotenzial der Partei zuletzt vor allem im bürgerlichen Lager geschrumpft. Petry hält das für den entscheidenden Grund dafür, dass die AfD in Umfragen zuletzt immer schlechter dastand.

Petry hatte sich in einem Antrag für einen "realpolitischen Weg" ausgesprochen

Der Konflikt, der wenige Tage vor dem Parteitag nun offen ausbricht, ist nicht neu. Seit Monaten ringt Petry darum, die Partei in der Öffentlichkeit von den radikalen Ausbrüchen Björn Höckes und anderer zu distanzieren. Andere wie der Vize-Chef der Partei, Alexander Gauland, haben den Konflikt um Höckes rechtsextreme Auftritte relativiert und runter gespielt, um den Konflikt zu beenden.

Aus diesem Grund hatte Petry schon vor zwei Wochen einen "Sachantrag zur politischen Ausrichtung der AfD'" formuliert, in dem sie ihre Partei zu einem "realpolitischen Weg" aufruft und sie zu einer "bürgerlichen Volkspartei" machen möchte. Nach den heftigen Auseinandersetzungen der letzten Tage musste sie nun aber damit rechnen, dass ihre Gegner in der Partei den Antrag auf dem Parteitag ohne große Debatte beiseiteschieben würden.

Grund für die harsche Haltung ihrer Gegner ist nicht zuletzt die Tatsache, dass sie in dem Papier auch eine Abkehr von Gauland fordert und ihn noch dazu namentlich erwähnt - gerade im rechtsnationalen Lager hat sie sich dafür viel Ärger eingehandelt. Außerdem halten diese Gegner Petrys Versuch, sich als moderate und bürgerliche Realo-Politikerin zu präsentieren, für rein taktisch. Sie nehmen ihr nicht ab, dass sie plötzlich so ganz anders denkt als vor ein oder zwei Jahren. Für den Parteitag am Wochenende verspricht das vor allem Spannung. Der Paukenschlag vom Mittwoch könnte Petry helfen - oder ihr politisches Ende in der AfD einläuten.

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