Spitzenkandidaten der Europawahl:Die großen Unbekannten

Sie führen ihre Parteien in die Wahl am 7. Juni und sind doch bei den meisten Bürgern wenig bekannt: Ein Überblick über die deutschen Spitzenkandidaten für Europa in Bildern.

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Hans-Gert Pöttering, CDU, Europawahl, AP

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Sie führen ihre Parteien in die Wahl am 7. Juni und sind doch bei den meisten Bürgern wenig bekannt: Ein Überblick über die deutschen Spitzenkandidaten für Europa in Bildern.

Hans-Gert Pöttering (CDU)

Er gehört zum Inventar der Europäischen Union. Man kann sich den Politiker Hans-Gert Pöttering in keinem anderen politischen Milieu mehr vorstellen. Der 63 Jahre alte Niedersachse ist einer von fünf Männern, die seit 1979 dem Europaparlament angehören, das damals zum ersten Mal direkt gewählt wurde.

Als Einziger macht er weiter, stellt sich erneut zur Abstimmung. Die Krönung seiner Laufbahn hat der Katholik aus Bersenbrück aber schon hinter sich. Er hat in den vergangenen zweieinhalb Jahren das EU-Parlament als Präsident geführt. Zuvor war er lange Jahre Chef der christdemokratischen Fraktion.

Pöttering wird geachtet wegen seiner Redlichkeit, respektiert wegen seiner Hartnäckigkeit, aber manchmal auch bespöttelt wegen seines etwas hölzernen Pathos.

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Texte: SZ vom 4.6.2009

Markus Ferber, CSU, Europawahl, dpa

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Markus Ferber (CSU)

Der Ernst der Lage hat den EU-Abgeordneten aus Augsburg zum bayerischen Entertainer werden lassen. Auf dem eigenen Sender Ferber-TV wirbt er als Onkel Doktor für Medikamente gegen Europamüdigkeit. Dort rollt er als Asterix verkleidet schon mal gerne selbst ein Fass voll Heizöl zu frierenden Familien, um den "Cäsaren in Brüssel" zu zeigen, wie sinnvolle Energiepolitik aussieht.

Im Bayerischen Rundfunk tritt er volksnah in der Sendung "Jetzt red I" auf, dem Rest der Nation erklärt er Europa in Talkshows auch gerne auf Hochdeutsch.

Nur mit Markus Ferber geht etwas für Bayern in Brüssel, das soll jeder Wähler begreifen und dem 44-Jährigen über die Fünf-Prozent-Hürde und zum vierten Mal ins Straßburger Parlament helfen.

Martin Schulz, SPD, Europaparlament, dpa

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Martin Schulz (SPD)

Er liebt eine klare Sprache und scheut es nicht, sich mit den Großen wie Berlusconi anzulegen. Dem 53 Jahre alten Martin Schulz hat das in der Öffentlichkeit genutzt.

Aber es ist nicht der Grund für den Erfolg des gelernten Buchhändlers, der lange Bürgermeister seiner Heimatstadt Würselen war. Dass er an die Spitze der sozialistischen Fraktion im Europäischen Parlament und in die Führung der SPD aufgestiegen ist, verdankt er seinem politischen Talent.

Er gilt als guter und geschickter Fraktionschef. Er ist aber auch einer der wenigen originären Europäer in der SPD-Führung. EU-Parlamentarier zu sein, ist für ihn kein Trostpreis für eine verpasste nationale Karriere. Sondern das, was er wollte, als einer, der mit der Idee des vereinten Europa groß geworden ist.

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Silvana Koch-Mehrin, FDP, Europawahl, ddp

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Silvana Koch-Mehrin (FDP)

Sie will in Brüssel dafür kämpfen, dass sich die EU nur dann in Dinge einmischt, "wenn es wirklich nötig ist". Kritiker meinen, das sei auch das persönliche Motto der 38 Jahre alten Liberalen im Europäischen Parlament. Dort ist sie als stellvertretende Fraktionchefin bisher jedenfalls weniger aufgefallen als jetzt auf den Wahlplakaten und mit forschen Interviews.

Die gebürtige Wuppertalerin promovierte über "historische Währungsunionen", ist inzwischen aber eine dreifache Mutter, die es versteht, sich - und damit auch ein Stückchen Europäische Union - in Szene zu setzen. Als Schwangere ließ sie sich mit nacktem Bauch fotografieren.

Der sechsjährigen Tochter erklärt die Politikerin Europa so: "Das ist ein bunter Strauß von Luftballons, und keine Farbe ist besser als die andere."

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Lothar Bisky, Die LInke, Europawahl, dpa

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Lothar Bisky (Die Linke)

Zur Europawahl präsentiert sich die Linkspartei ungewohnt blau. Spitzenkandidat Lothar Bisky war es wichtig, die Slogans (Millionäre zur Kasse, Raus aus Afghanistan, Rot wählen) in der Europafarbe zu plakatieren.

Die Partei sei gar nicht anti-europäisch, soll das zeigen, obwohl sie den Lissabon-Vertrag als einzige deutsche politische Kraft ablehnt. Er sei nur gegen die "herrschende Politik" in Europa, sagt der 67-Jährige.

Das langjährige SED-Mitglied bestimmte nach der Wende den Übergang zur PDS mit und übernahm 1993 den Parteivorsitz. Seit der Fusion mit der WASG führt er die Linkspartei zusammen mit Oskar Lafontaine. Der Öffentlichkeit war Bisky bis zu seiner Kandidatur nicht als Europapolitiker bekannt, allerdings führt er seit 2007 die Partei der Europäischen Linken.

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Rebecca Harms, Reinhard Bütikofer, Grüne, Europawahl, dpa

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Rebecca Harms und Reinhard Bütikofer (Grüne)

Ohne Doppelspitze geht bei den Grünen nichts. Bei der Europawahl treten sie mit zwei Spitzenkandidaten an: der 52 Jahre alten Rebecca Harms, bisher schon Chefin der deutschen Grünen im Europaparlament, und dem 56 Jahre alten Reinhard Bütikofer, bis vor wenigen Monaten Parteivorsitzender.

Harms war 1977 Mitbegründerin der Bürgerinitiative gegen das Endlager Gorleben und sieht auch im Europaparlament den Kampf "gegen die Atomlobby" als eine ihrer zentralen Aufgaben.

Bütikofers großes Thema ist der "Green New Deal", der den Kampf gegen Klimawandel und Wirtschaftskrise verbinden soll.

Im Wahlkampf stehen beide Kandidaten gemeinsam vor der Herausforderung, die komplexe Programmatik der Grünen auf den etwas kryptischen Nenner "Wums" zu bringen. Das steht für "Wirtschaft, Umwelt, menschlich und sozial".

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