Spitzenkandidat der Hessen-SPD:Thorsten Schäfer-wer?

Großaufgabe für Hessens SPD: Sie muss Thorsten Schäfer-Gümbel bekannt machen. Das ist so aussichtsreich wie der Versuch, Ypsilantis Wortbruch vergessen zu machen.

C. Hickmann

Thorsten Schäfer-wer? Etwa so reagierten Beobachter, die ihre Zeit nicht dauerhaft im Wiesbadener Politzirkus verbringen, auf die Bekanntgabe des neuen Spitzenkandidaten der Hessen-SPD.

Spitzenkandidat der Hessen-SPD: Thorsten Schäfer-Gümbel ist wenig bekannt und soll trotzdem gegen Ministerpräsident Roland Koch antreten.

Thorsten Schäfer-Gümbel ist wenig bekannt und soll trotzdem gegen Ministerpräsident Roland Koch antreten.

(Foto: Foto: dpa)

Für sich genommen, wäre das nicht weiter schlimm - auch der Name Ypsilanti war trotz aller Einprägsamkeit vor der Landtagswahl im Januar nicht vielen ein Begriff.

Bis zur nächsten Wahl aber, der Neuwahl, bleiben noch gut zwei Monate. Einen Mann wie Schäfer-Gümbel bis dahin noch bekannt zu machen, geschweige denn populär, ist in etwa so aussichtsreich wie der Versuch, Ypsilanti bis dahin vom Wortbruch-Malus reinzuwaschen.

Um das Wahlergebnis aber geht es der SPD-Landesspitze mit ihrer Personalentscheidung auch nicht. Es geht dem linken Flügel der Partei schlicht darum, die Zügel in der Hand zu behalten. Mit dem treuen Vasallen Schäfer-Gümbel, der als Ausgleich für seinen nun anstehenden Leidensweg nicht einmal den Landesvorsitz verlangt hat, ist das bestens möglich.

Andrea Ypsilanti bleibt Landeschefin und steht weiter an der Fraktionsspitze (was allerdings nicht weiter erheblich ist, weil der Landtag sich demnächst selbst auflösen wird) - und der neue Spitzenkandidat ohne Spitzenamt wird weiter ihre Botschaften von der sozialen Moderne, der neuen politischen Kultur und der Energiewende ins Land tragen. Komfortabler hätte sie es jetzt nicht mehr haben können.

Es mag nur eine ungeschickte Antwort gewesen sein, doch was sagte Ypsilanti auf die Frage, ob Schäfer-Gümbel nun auch auf Platz eins der Landesliste antrete? Dies, so die Gescheiterte, entschieden die Bezirke.

Offenkundiger kann man kaum machen, wen man nach wie vor für die wahre Nummer eins hält: sich selbst.

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