Spielberg nicht bei Olympia:"Mein Gewissen erlaubt es nicht"

Wie viele andere Stars engagiert sich Regisseur Steven Spielberg politisch. Nun hat er seine Mitarbeit bei den Olympischen Spielen in Peking beendet. Der Grund: die Sudan-Politik der Chinesen.

Lisa Sonnabend

Steven Spielberg nicht bei den Spielen: Aus Protest gegen die Darfur-Politik der chinesischen Regierung hat der Hollywood-Regisseur seine ehrenamtliche Mitarbeit bei den olympischen Spielen 2008 in Peking eingestellt.

Steven Spielberg Olympia 2008 in Peking

Nicht mehr bei den Olympischen Spielen dabei: Spielberg beendete sein Engagement.

(Foto: Foto: Reuters)

Spielberg hatte Peking seit längerem gedroht, seine künstlerische Beratertätigkeit bei der Eröffnungs- und Abschlussfeier zu beenden, die er seit einem Jahr ausübte, wenn die chinesische Regierung nicht ihre Darfur-Politik ändere. "Mein Gewissen erlaubt es nicht, weiter zu machen wie bisher", schrieb der Oscar-Preisträger in einer Erklärung. "Nun darf ich meine Zeit und Kraft nicht mit Olympischen Feiern vergeuden, sondern muss alles daran setzen, mitzuhelfen, die entsetzlichen Verbrechen gegen die Menschlichkeit, die in Darfur weiter begangen werden, zu beenden."

Chinas Sudan-Politik sorgt weltweit für Empörung: So kauft Peking zwei Drittel der sudanesischen Ölexporte. Dafür liefert China Waffen und verteidigt die Regierung in Khartum im Sicherheitsrat.

Spielberg, der Filme wie "Schindlers Liste" oder "Der Soldat James Ryan" drehte, spendete bislang ungefähr eine Million US-Dollar, umgerechnet etwa 680.000 Euro, an Hilfsorganisationen, die im Sudan arbeiten, um die dortige Bevölkerung zu schützen. Im April vergangenen Jahres schrieb Spielberg dem chinesischen Präsidenten Hu Jintao einen Brief, in dem er China aufforderte, die Gewalt im Sudan zu beenden. Doch Spielberg wurde nicht zu einem Treffen geladen, er erhielt nicht einmal eine Antwort.

Viele Hollywood-Stars, Sportler oder Intellektuelle nutzen ihre Bekanntheit, um sich in politische Angelegenheiten einzumischen. Schauspielerin Angelina Jolie tourt als Sonderbotschafterin für das Uno-Hochkommissariat für Flüchtlinge um die Welt, Schauspieler Brad Pitt setzt sich für die Kampagne "Free Tibet" ein, Don Cheadle, Darsteller in "Hotel Ruanda" oder "Traffic", organisierte im vergangenen Jahr das Wohltätigkeits-Pokertournier "Ante Up for Africa" und U2-Sänger Bono plädiert für einen Schuldenerlass für Länder in der Dritten Welt. Derzeit machen zahlreiche Stars wie George Clooney, Will Smith oder Susan Surandon in den USA Wahlkampf für den demokratischen Präsidentschaftsbewerber Barack Obama.

Spielbergs Schauspieler-Kollegin Mia Farrow, die sich als Botschafterin des UN-Kinderhilfswerks Unicef für die Menschen in Darfur engagiert, hatte Spielberg im Vorfeld wegen seines Engagement bei den Olympischen Spielen kritisiert. Jetzt veröffentlichte sie Spielbergs Erklärung auf ihrer Webseite. Sie sagt: "Wie kann Peking die Olympischen Spiele zu Hause ausrichten und gleichzeitig Haftung für den Genozid in Darfur übernehmen?"

Seit Anfang 2003 sind in Darfur bei Angriffen der von der sudanesischen Regierung unterstützten islamischen Dschandschawid-Milizen auf die schwarzafrikanische Bevölkerung mehr als 200.000 Menschen ums Leben gekommen, über zwei Millionen wurden vertrieben.

Einige Aktivisten riefen wegen der Darfur-Politik Pekins sogar zum Boykott der Olympischen Spiele auf. Zudem wird China international wegen der Menschenrechtsverletzungen im eigenen Land, der fehlenden Pressefreiheit und der Politik gegenüber Tibet kritisiert.

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