Spielball der Interessen:Die Nato in der Starre

Die Amerikaner in der Frage der Nato-Osterweiterung in die Schranken zu weisen, war nur vernünftig. Allerdings sollte das Bündnis nun über sich selbst nachdenken.

von Martin Winter

Es ist noch nicht einmal acht Monate her, dass sich die Nato auf ein Verfahren im Umgang mit Georgien und der Ukraine einigte. Nun wollten Amerikaner und Briten nichts mehr davon wissen. Sie drängten, die beiden Länder beschleunigt an die Allianz heranzuführen.

Spielball der Interessen: Nato-Generalsekretär Jaap De Hoop Scheffer in Brüssel.

Nato-Generalsekretär Jaap De Hoop Scheffer in Brüssel.

(Foto: Foto: dpa)

Es war nur vernünftig, sich dem entgegenzustellen. Denn sachlich gibt es keinen Grund für eine Beschleunigung, sondern eher einen für eine Entschleunigung. Die Ukraine ist noch weit, Generationen weit weg von der Nato. Und solange Georgien im Territorialstreit mit seinen abtrünnigen Provinzen Südossetien und Abchasien liegt, wird die Allianz es nicht aufnehmen, weil niemand in einen neuen Krieg im Kaukasus hineingezogen werden will. Es wird Jahrzehnte dauern, die Situation zu entspannen.

Wer die Politik der beschleunigten Aufnahme betreibt, der schüttelt lediglich Fäuste gegen Russland. Das bringt nichts, sondern beschädigt nur das eigene Ansehen in der Welt.

Besser wäre es, wenn die Nato darüber nachdächte, was bei ihr schiefläuft. Wenn sich die Gültigkeit von Beschlüssen (wie über den Umgang mit Georgien und der Ukraine) nur noch in Monaten misst, dann ist der Allianz die Kraft abhanden gekommen, die in der Ruhe liegt. Sie ist zum Spielball schnell wechselnder und oft widersprüchlicher Wünsche ihrer Partner geworden.

Georgien und die Ukraine verlangen nach Ruhe und langem Atem. Georgien, weil es um den gesamten Kaukasus geht, und die Ukraine, weil es sich um ein halbrussisches Land handelt. Gerade hier leistet sich die Nato die falsche Ruhe: Sie geht nur zögerlich daran, wieder mit Russland zu reden. Aber reden muss, und zwar entschieden, wer etwas erreichen will.

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