Süddeutsche Zeitung

Spenden:5,3 Milliarden

Eine im Auftrag des Deutschen Spendenrats erstellte Studie zeigt, dass die Deutschen noch immer großzügig sind, wenn es darum geht, Hilfsorganisationen zu unterstützen. Der Rekordwert des Vorjahrs aber wird nicht erreicht.

Die Bundesbürger haben im vergangenen Jahr weniger Geld gespendet. Insgesamt gaben sie 5,3 Milliarden Euro an gemeinnützige Organisationen und Kirchen, wie der Deutsche Spendenrat am Dienstag in Berlin mitteilte. 2015 waren, auch wegen großer Katastrophen wie dem Erdbeben in Nepal, 5,5 Milliarden Euro zusammengekommen, ein Rekordwert. Der Betrag von 2016 sei nun das zweitbeste Ergebnis der vergangenen zehn Jahre. Laut der Studie "Bilanz des Helfens" der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK), die jährlich im Auftrag des Deutschen Spendenrates erstellt wird, sank die Zahl der Spender vergangenes Jahr um 600 000 auf 22,1 Millionen Menschen. Abgenommen hat auch die Höhe des Spendenbeitrags: Eine durchschnittliche Spende der Deutschen betrug 35 Euro und damit zwei Euro weniger als im Vorjahr.

Die Spendenhäufigkeit stieg dagegen leicht von 6,6 auf 6,7 Spenden pro Person. Die Verluste im Spendenaufkommen betreffen vor allem die Not- und Katastrophenhilfe: Hier sanken die Einnahmen im Vergleich zum Vorjahr um 296 Millionen Euro auf 619 Millionen Euro. Die Höhe der Spenden für die Bereiche Umwelt- und Naturschutz sowie Kultur und Denkmalpflege stieg hingegen um fünf Millionen Euro. Auch das Engagement für Flüchtlinge verzeichnete einen leichten Anstieg im Vergleich zum Vorjahr: 31,9 Millionen Menschen (47,2 Prozent) engagierten sich mit Geld-, Sach- oder Zeitspenden für Flüchtlinge, 2015 waren es 31,8 Millionen (46,9 Prozent). Trotz des Rückgangs an Spenden im vergangenen Jahr spendeten die Deutschen im Dezember mit 1,2 Milliarden Euro so viel wie noch nie zuvor in diesem Monat (2015: 1 Milliarde). Damit stieg auch der Anteil des traditionell wichtigsten Spendenmonats am gesamten Spendenaufkommen von 19 auf 23 Prozent - der bisher höchste gemessene Wert. Die Geschäftsführerin des Deutschen Spendenrats, Daniela Felser, nannte das Ergebnis überraschend. Sie lobte die Spendenbereitschaft der Deutschen: "Es zeigt einmal mehr, dass sich die Menschen nicht nur mehr Zusammenhalt und Mitmenschlichkeit wünschen, sondern eben auch etwas dafür tun."

Ein Rekordwert wurde 2015 erreicht - auch wegen des Erdbebens in Nepal

An Bedeutung gewannen im vergangenen Jahr auch kirchliche Organisationen. Sie erhielten etwa 30,3 Prozent des gesamten Spendenaufkommens, im Vorjahr waren es noch 29,2 Prozent. Die Anteile evangelischer Organisationen wie World Vision, "Brot für die Welt" oder Johanniter sanken allerdings auf 16,1 Prozent (minus 1,4 Prozentpunkte). Bei den katholischen Werken wie Caritas, Misereor oder Malteser wurde hingegen ein Zuwachs um 2,5 Prozentpunkte auf 15,6 Prozent registriert. Spenden, die ausschließlich Kirche und Religion zugutekamen, machten einen Anteil von 20,4 Prozent an den Gesamteinnahmen aus, eine Steigerung um zwei Prozentpunkte.

Für das Rekordniveau im Dezember sorgte vor allem die Gruppe der über 70-Jährigen. Auch die unter 40-Jährigen erhöhten insbesondere durch Spenden zum Jahresende ihren Anteil am gesamten Spendenvolumen von 11,5 auf 13 Prozent.

Die Angaben des Spendenrats beruhen auf monatlichen Befragungen der GfK von rund 10 000 Deutschen ab einem Alter von zehn Jahren. Nicht enthalten sind Erbschaften, Unternehmensspenden, die Förderung politischer Parteien, gerichtlich veranlasste Spenden und Großspenden. Der Deutsche Spendenrat ist ein gemeinnütziger Dachverband von 65 Spenden sammelnden, gemeinnützigen Organisationen.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.3399275
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 01.03.2017 / epd, kna, dpa
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.