SPD-Regionalkonferenz:"Sollte nicht der Stil der nächsten Wochen sein"

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Anke Rehlinger ist Landesvorsitzende der Saar-SPD. (Foto: dpa)

Wahlkampf um die SPD-Spitze: Die Vorsitzende der Saar-SPD, Anke Rehlinger, erklärt, warum sie die Attacke der Flensburger Oberbürgermeisterin Lange gegen Vizekanzler Scholz nicht richtig findet.

Interview von Philipp Saul

Es ist soweit: Die Bewerber um die SPD-Parteivorsitz treffen sich an diesem Mittwoch in Saarbrücken zur ersten von 23 Regionalkonferenzen. Anke Rehlinger ist Vorsitzende des SPD-Landesverbands Saar. Im Interview spricht sie über den Ablauf der Debatte und die Bedeutung des SPD-Wahlkampfes für die große Koalition. Die Kandidatin Simone Lange kritisiert sie deutlich.

SZ: Frau Rehlinger, heute Abend ist in Saarbrücken die erste von 23 Regionalkonferenzen. Was könnte denn da so richtig schiefgehen?

Anke Rehlinger: Nichts (lacht). Ich bin optimistisch und überzeugt, es ist alles gut vorbereitet. Das Verfahren muss so sein, dass es für das Publikum aufschlussreich und für die Kandidaten fair ist. Dafür hat der Parteivorstand einen guten Ablauf gewählt und wir als Saar-SPD wollen uns als gute Gastgeber präsentieren.

Welche Themen werden in der Debatte wichtig sein?

Es ist eine zentrale Frage, wie wir mit den großen Herausforderungen der Zeit umgehen. Für mich geht es darum, dass wir diese Dinge zusammenbringen: wirtschaftliche Vernunft, sozialen Fortschritt und den Erhalt der natürlichen Lebensgrundlagen. Die Sozialdemokratie ist von ihrer Geschichte her prädestiniert, darauf Antworten zu geben.

Nach der fünfminütigen Vorstellung am Anfang haben die Kandidaten nur 60 Sekunden, um zu antworten. Ist das nicht ein bisschen wenig Zeit, um auf die großen Fragen vernünftig eingehen zu können?

Das ist sicherlich nicht einfach. Klar, manche Themen erfordern mehr als zwei Sätze. Aber hier sollen erstmal alle zu Wort kommen und die Mitglieder sich die Kandidaten live anschauen können. Für das geschriebene Wort und die größeren Zusammenhänge gibt es andere Möglichkeiten, sich zu präsentieren - via Medien oder im Netz. Das gehört ja auch dazu. Die Regionalkonferenzen sind nur eine Entscheidungsgrundlage für unsere Mitglieder.

Glauben Sie, dass alle 17 Bewerber bei allen 23 Konferenzen dabei sein werden und ist das zeitlich vereinbar? Olaf Scholz beispielsweise hat ja als Finanzminister und Vizekanzler viel zu tun.

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Ich gehe davon aus. Das ist sicherlich ambitioniert und fordernd, aber man kann auf Wegstrecken hin- und-her-telefonieren, Aktenvermerke lesen und Entscheidungen treffen. Alle sind es ja gewohnt, ständig unterwegs zu sein.

Die Bundesregierung ist auch in der medialen Wahrnehmung ein wichtiges Thema. Welche Rolle wird die Zukunft der großen Koalition heute und im Verlauf der Regionalkonferenzen spielen?

Das wird natürlich ein Thema sein. Aber ich würde wirklich gerne in die Zukunft diskutieren und fragen, welche Aufgaben die große Koalition angehen muss, damit unser Land vorankommt. "Groko, ja oder nein?", ist für mich nicht die wichtigste Fragestellung. Sondern: Kann die große Koalition bis zum Ende der Legislaturperiode die großen Fragen anpacken, gelingt das inhaltlich mit der Union, oder nicht?

Wird die Regierungsarbeit nicht negativ beeinflusst, wenn sich die SPD während der Regionalkonferenzen fast sechs Wochen lang um sich selbst drehen wird?

Nein. Trotzdem muss und wird die große Koalition Entscheidungen treffen etwa zum Klima und zur Grundrente. Das wird also im Gegenteil eher ein heißer Herbst der Entscheidungen.

Trotzdem könnte es mit der Regierung schon bald vorbei sein. Unter den Kandidaten sind die Skeptiker der großen Koalition in der Mehrheit.

Ich habe nicht durchgezählt, wer welche Haltung dazu hat. Aber jeder Sozialdemokrat und jede Sozialdemokratin wird am Ende darüber entscheiden, wer es denn werden soll. Wir sollten gelassen sein und auf die Vernunft der Mitglieder setzen. Sie werden eine verantwortungsvolle Entscheidung treffen.

Bis zur Wahl ist noch viel Zeit. Die Kandidaten sehen sich oft und schreiben noch viel. Die Flensburger Oberbürgermeisterin Simone Lange hat gerade die erste Attacke gefahren und Vizekanzler Olaf Scholz den Rückzug seiner Kandidatur nahegelegt. Könnte ein solch langes Verfahren mit einer so großen Konkurrenz zu Streitereien und Schlammschlachten führen?

Es geht um die Zukunft der Sozialdemokratie. Es geht für die Kandidaten darum, sich und ihre Ideen zu präsentieren. Das steht letztendlich zur Abstimmung. Ich glaube nicht, dass persönliche Attacken nützen, wir sind eine solidarische Partei. Alles andere würde ich auch für verantwortungslos halten.

Das heißt, das Verhalten von Simone Lange ist verantwortungslos?

Ich finde das nicht in Ordnung. Zu einem positiven Wettstreit gehört die inhaltliche Debatte, der Wettbewerb der Ideen und Personen. Man kann darüber sprechen, was man inhaltlich alles anders sieht. Alles andere sollte aber nicht der Stil der nächsten Wochen sein.

Werden Sie ihr das heute auch sagen?

(Lacht) Ich weiß nicht, ob ich die Gelegenheit habe oder ob es sie beeindruckt.

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