SPD-Troika Steinbrück, Gabriel, Steinmeier:Stärken addieren, Schwächen verbergen

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An Merkel beißt sich die SPD die Zähne aus - sie ist zum Verzweifeln stark. Deshalb wollen die Sozialdemokraten wieder mit einem Dreierteam in den Wahlkampf ziehen. Doch kann das funktionieren? Im Moment besteht das Geheimnis der Eintracht von Steinbrück, Gabriel, Steinmeier jedenfalls primär in seiner Schwäche.

Susanne Höll

Wenn man die Dinge recht versteht, plant die SPD für den Bundestagswahlkampf 2013 eine kuriose Premiere. Nicht ein Sozialdemokrat, sondern gleich drei sollen die Kanzlerin herausfordern. Der Vorsitzende Sigmar Gabriel, Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier und Ex-Finanzminister Peer Steinbrück haben sich das versprochen.

Mit der Troika gegen Merkel: Der frühere Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (links), der Parteivorsitzende Sigmar Gabriel (Mitte) und der Fraktionsvorsitzende im Bundestag, Frank-Walter Steinmeier, im Sommer 2011. (Foto: dpa)

Ihre Troika soll bis zum Wahltag halten - und sollte die SPD gar den Regierungschef stellen, würden die drei sich brüderlich die wichtigsten Posten teilen. Zum Beweis treten sie auf der Klausurtagung des SPD-Vorstandes gemeinsam auf. Steinbrück nimmt teil, obgleich er keine führende Funktion hat.

Wie man sich dieses Szenario vorzustellen hat, vermag niemand genau zu sagen. Treten die drei gemeinsam beim TV-Duell im Herbst übernächsten Jahres auf? Steht ein Kandidat bei Wahlkampfveranstaltungen vorn auf der Bühne und die beiden anderen raunen, als eine Art Boygroup, ihre wichtigsten Botschaften in die Mikrofone?

Wird man auf den Plakaten einen großen Kopf und zwei kleine Porträts sehen? Nein, solche Narreteien wird das Triumvirat sich, der SPD und den Wählern mit Sicherheit ersparen. Ihr Triumvirat ist ernsthafter Natur - und zeugt von erfreulichem Realitätssinn der drei Spitzenmänner.

Aus Sicht der Opposition ist Merkel im Jahre acht ihrer Kanzlerschaft nämlich zum Verzweifeln stark. Die SPD hat zwar bei den jüngsten Landtagswahlen nicht schlecht abgeschnitten, regiert wieder in Hamburg und anderswo mit und wird, mit etwas Glück, künftig auch die Ministerpräsidenten im Saarland und in Schleswig-Holstein stellen.

Im Bund aber kommt sie nicht auf die Beine. Die Mehrheit der Deutschen hat bislang keine Sehnsucht nach einer rot-grünen Bundesregierung gepackt. Und keiner der drei bewährt sich sonderlich im direkten Vergleich mit Merkel.

Steinbrück? Guter Mann, von dem die Leute genau wissen, dass er etwas vom Euro und von Finanzen versteht und keine Angst hat, weder vor Schweizern noch sonst jemandem. Ob er wirklich in der SPD ist, scheint indes weniger gewiss zu sein.

Steinmeier? Solide, bodenständig und unaufgeregt wie Merkel, allerdings ohne deren Pastell-Ensembles und ihr öffentlich leider nur selten aufblitzendes Talent zur Ruchlosigkeit.

Gabriel? Der Mann kann auch die alten SPD-Sehnsüchte nach Gerechtigkeit auf Erden erfüllen. Aber er hat etwas von einem politischen Brummkreisel.

Als Gespann addieren die drei ihre Stärken und verbergen Schwächen. Und als Trio sind sie lebender Beweis dafür, dass die Sozialdemokraten aus den furchtbaren Erfahrungen ihrer Regierungsjahre eine Lehre gezogen haben und auf Selbstzerfleischung verzichten. Die Troika soll als Beweis dafür dienen, dass die SPD in der Lage ist zu streiten, ohne gleich einen Bruderkampf führen zu müssen.

Bislang hat die Troika bald ein ganzes Jahr überraschend gut funktioniert. Überraschend deshalb, weil Dreiergemeinschaften nach aller menschlichen Erfahrung ein großes Wagnis sind. Entweder, weil jeder insgeheim der Chef sein will. Oder weil sich zwei gegen den Dritten verbünden.

Das Geheimnis der Eintracht des roten Trios besteht sozusagen aus seiner Schwäche. Keiner scheint gegenwärtig vom Ehrgeiz besessen zu sein, Kanzlerkandidat werden zu müssen. Steinmeier hat als Merkel-Herausforderer 2009 auch eine schwere persönliche Niederlage erlebt, Steinbrück machte diese Erfahrungen bei der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen 2005.

Beide würden sicher gern Kanzler, an den Zaunstäben des Amtes aber würden sie nie und nimmer rütteln. Gabriel wohl schon. Aber er weiß, dass seine Kandidatur die Aussichten der SPD nicht unbedingt verbessert. Wer auch immer 2013 als Spitzenkandidat antritt, sollte glaubwürdig die größten Ambitionen vermitteln. Ansonsten hat der Kandidat gegen Merkel keine Chance.

© SZ vom 30.01.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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