SPD:"Schlicht und einfach unerträglich"

POL

„Dumpfe Kommentare“: Der frühere Kanzler Gerhard Schröder (rechts) attackiert Außenminister Heiko Maas.

(Foto: Sina Schuldt/dpa; Dmitry Lovetsky/AP)

Ex-Kanzler Schröder kritisiert Außenminister Maas für seine Aussagen zum Fall Özil.

Von Ferdos Forudastan

Die Debatte über den Rücktritt von Mesut Özil aus der deutschen Nationalmannschaft bewegt auch weiterhin die Politiker in Deutschland, zunehmend wird dabei der Ton schärfer. So hat nun der frühere Bundeskanzler und SPD-Vorsitzende Gerhard Schröder Außenminister Heiko Maas (SPD), für seine Äußerungen zu dem Fall kritisiert. Im Gespräch mit der Süddeutschen Zeitung sagte Schröder, dass sich ein Außenminister im Rahmen der Debatte über einen deutschen Fußballspieler mit türkischen Wurzeln so einlasse, wie Maas das getan habe, sei "schlicht und einfach unerträglich". Maas' "dumpfe Kommentare" zu Özil hätten auch mit sozialdemokratischen Vorstellungen von Integration "absolut nichts zu tun". Der Außenminister mache dem Fußballspieler nicht nur indirekt zum Vorwurf, dass er viel Geld verdiene und seinen Lebensmittelpunkt derzeit nicht in Deutschland habe. Er zweifele in gewisser Weise auch an, "dass Özil hier so richtig dazugehört". Mit seinen Aussagen spiele er denen in die Hände, die Mesut Özil wegen der türkischen Herkunft seiner Familie ablehnten.

Maas hatte am Montag unter anderem gesagt, er glaube nicht, "dass der Fall eines in England lebenden und arbeitenden Multimillionärs Auskunft gibt über Integrationsfähigkeit in Deutschland". Der Minister war für diesen Satz von verschiedenen Seiten kritisiert worden. Er fügte seiner Äußerung dann an anderer Stelle Aussagen wie "Ein Rücktritt wegen rassistischer Anfeindungen ist ein Armutszeugnis für alle" hinzu. Özil hatte am Sonntag seinen Austritt aus der Nationalmannschaft erklärt und das unter anderem mit der von ihm als rassistisch empfundenen Debatte über sein Foto mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan und dem Umgang des DFB mit seiner Person begründet.

Auch zwischen den Grünen und der CSU krachte es nun wegen der Özil-Debatte. "Wenn der Sportminister sagt, dass der Islam nicht zu Deutschland gehört, dann ist das klar als Ausladung an alle muslimischen Spieler zu verstehen", sagte Grünen-Chef Robert Habeck der Rheinischen Post mit Blick auf eine entsprechende Aussage Horst Seehofers im März. Der hatte damals der Bild gesagt: "Der Islam gehört nicht zu Deutschland. Deutschland ist durch das Christentum geprägt." Die hierzulande lebenden Muslime gehörten aber "selbstverständlich" dazu. CSU-Generalsekretär Markus Blume konterte, Habeck vertiefe mit seinen Aussagen die gesellschaftliche Spaltung, die er selbst beklage. "In seinem blinden Kampagneneifer gegen die CSU ist ihm keine Schuldzuweisung zu billig und niveaulos", sagte Blume.

An einer Stelle wurde diesmal auf neue Zitate verzichtet: Die Aussagen des türkischen Präsidenten zum Rücktritt Özils vom Dienstag habe die Bundesregierung zur Kenntnis genommen. "Ich möchte das nicht weiter kommentieren", sagte Vize-Regierungssprecherin Ulrike Demmer am Mittwoch. Erdoğan hatte Özils Schritt begrüßt und den Umgang der Deutschen mit ihm als "rassistisch" verurteilt.

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