SPD:Sauber bleiben

Auch Stephan Weil will nicht Vorsitzender werden. Es könnte ihm ja schaden.

Von Nico Fried

Sollte Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil sich doch noch für den SPD-Vorsitz bewerben, dann kann er nichts dafür. "Ich gehe davon aus, dass ich nicht kandidieren werde", hat Weil nun gesagt. Das klingt, als stünde es nicht in seiner Macht, oder als halte er nur anderen ein Hintertürchen auf, um ihn doch noch hindurchzuziehen. Aber eigentlich will er nicht wollen.

Es gab Zeiten, da war das Amt eines Ministerpräsidenten zugleich Ansporn und Empfehlung für neue SPD-Vorsitzende: Sie hießen Engholm, Scharping, Lafontaine. Auch der letzte SPD-Kanzler war Regierungschef in einem Bundesland. Nach Schröder kamen mit Platzeck und Beck wieder Ministerpräsidenten, die es aber bald bereuten. Berlin ist für SPD-Regierungschefs bisweilen eine Reise wert, aber keinen zweiten Wohnsitz mehr.

Stephan Weil hat mit Blick auf die große Koalition einmal gesagt, Verantwortung zu übernehmen liege in den Genen der SPD. Das umfasst offenbar nicht (mehr) die Verantwortung für die Partei. Die entscheidende Botschaft hinter den Absagen von Ministerpräsidenten wie Stephan Weil und Manuela Schwesig lautet, dass sie die Chancen auf ihre Wiederwahl besser einschätzen, wenn sie sich nicht mit dem SPD-Vorsitz kontaminieren. Nichts beschreibt so klar den beklagenswerten Zustand der Partei.

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