Die SPD-Chefs Saskia Esken und Norbert Walter-Borjans überkommt schon wieder die Große-Koalitions-Müdigkeit. Am Wochenende gaben sich beide dem Gedanken hin, wie es wäre, im Bund ein linkes Regierungsbündnis anzuführen, mit den Grünen, aber auch der Linkspartei. Esken ist schon ganz begeistert von der Idee. Walter-Borjans gibt ein bisschen den Skeptiker. Aber immerhin, sie haben Träume.
In der Realität, Stand August 2020, sieht es eher düster aus: Mit etwa 15 Prozent in den Umfragen mag die SPD zwar stärker sein als die Linkspartei, die auf etwa acht Prozent kommt. Vor den Genossen liegen aber derzeit die Grünen. Solange das so ist, hat die SPD nicht viel zu melden. Natürlich müssen die Kräfteverhältnisse nicht so bleiben. Nur, was spricht dafür, dass die SPD in den nächsten Monaten einen großen Satz nach vorne macht?
Setzt sich Olaf Scholz als Kanzlerkandidat gegen die amtierende Parteispitze durch, und danach sieht es aus, dann bleibt die Partei gefangen in ihrer Zerrissenheit: Wie soll sie sich stolz geben auf das, was sie in der Koalition erreicht hat, wenn die Chefs doch wieder nur das Ende des Bündnisses herbeisehnen? Statt von linker Politik zu träumen, ist jetzt eigentlich die Zeit, zum eigenen Handeln zu stehen. Denn die Corona-Krise zeigt, wie wichtig soziale Politik ist.