SPD:Neubeginn im Norden

Die Sozialdemokraten in Kiel wählen Serpil Midyatli zu ihrer Chefin. Es ist ein Versuch der SPD, ihre Krise zu bremsen.

Von Peter Burghardt

Ralf Stegner besitzt fast alle Eigenschaften, um als Politiker aufzufallen. Der Sozialdemokrat ist geistreich, scharfzüngig und so pointiert links, wie es die SPD mal war und vielleicht wieder sein will. Er kann sogar viel lustiger sein, als es seine oft mürrische Miene vermuten lässt. Doch die Karriere geschickterer Genossinnen und Genossen hat er nicht gemacht, dafür fehlen ihm häufig der verbindliche Ton und ein offener Gesichtsausdruck.

Auch Stegners Ablösung als Landesvorsitzender in Schleswig-Holstein steht für den Versuch der SPD, ihre existenzielle Krise zu bremsen. Nach mehreren verlorenen Wahlen war sein Abschied im Norden absehbar, auch wenn der Vize der Gesamt-SPD eine bundesweite Marke ist. An sperrigen Typen wie ihm kann sich das Publikum zwar mehr reiben als an glatten Parteifunktionären. Dennoch brauchte die SPD auch in Kiel Veränderung.

Nachfolgerin Serpil Midaytli muss nun zeigen, dass sie ihre Frische und ihr Temperament mit Inhalten füllen und begeistern kann. Sie führt als erste Frau diese kämpferische SPD zwischen den Meeren. Die Tochter von Migranten hat als Unternehmerin Karriere gemacht, sie steht für Themen wie Gleichstellung, Integration, Bildung. Das ist gut für die SPD. Den Wahlkämpfer Stegner kann sie trotzdem noch gebrauchen.

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