Ende November steht Lilli Samhuber in einem kleinen Gärtnereizelt am Rande des Münchner Viktualienmarkts. Um sie herum liegen Adventskränze aus Tannenzweigen am Boden, ihr süßlich-herber Duft steigt trotz Schutzmaske in die Nase. Samhuber ist eine freundliche Frau mit rauer Stimme, die ebenso laut lachen wie fluchen kann. Spricht man mit ihr über Politik, überwiegt allerdings das Fluchen: Die Mieten seien viel zu hoch, die Renten viel zu niedrig. Globalisierung nutze nur den "Superreichen". Und überhaupt: "Wofür brauchen wir eigentlich so viele Abgeordnete?" Samhuber sagt, sie komme sich "verarscht" vor, dass der Bundestag immer größer und teurer werde, während sie im Frühjahr "Blut und Wasser geschwitzt" habe, als ihre Gärtnerei in Niederbayern wegen der Corona-Pandemie wochenlang zu bleiben musste. "Wir kämpfen seit Jahren ums Überleben", sagt sie. "Ich habe eine kalte Wut auf die Politik."
Linke Parteien:Wenn Stammwähler fremdeln
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SPD und Linke verlieren ihr traditionelles Klientel: Arbeitslose und prekär Beschäftigte wenden sich der AfD oder anderen Parteien zu. Dabei könnten linke Parteien soziale Ungleichheit, niedrige Renten oder hohe Mieten als ihre ureigenen Themen aufgreifen.
Von Thomas Balbierer und Anika Blatz
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