SPD-PolitikerKevin Kühnert: Rücktritt wegen Bedrohungsgefühl

„Meine rote Linie ist da, wo Gewalt in der Luft liegt“, erklärt der Ex-Politiker, warum er sich bedroht fühlte.
„Meine rote Linie ist da, wo Gewalt in der Luft liegt“, erklärt der Ex-Politiker, warum er sich bedroht fühlte. (Foto: Michael Kappeler/dpa)

Der ehemalige SPD-Generalsekretär äußert sich in einem Interview erstmals zu den Gründen seines überraschenden Rückzugs aus der Politik – und zur Möglichkeit einer Rückkehr.

Der frühere SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert, 35, begründet seinen überraschenden Rückzug aus der Politik im vergangenen Herbst mit körperlichen Angriffen und Bedrohungen gegen ihn, etwa von Neonazis und Corona-Leugnern. „Meine rote Linie ist da, wo Gewalt in der Luft liegt. Ich bin nur 1,70 Meter groß“, sagte Kühnert der Wochenzeitung Die Zeit.

Selbst im Urlaub habe er sich nicht mehr sicher gefühlt und seine Ferien deshalb immer öfter in einsamen Gegenden im Gebirge verbracht. „Irgendwann ist mir klar geworden: Wenn ich in Ruhe gelassen werden will, muss ich dahin, wo gar keine Menschen sind“, sagte der 35-Jährige. Er habe den Glauben daran verloren, gegen den Hass ankämpfen zu können, der vor allem auf Sozialen Medien verbreitet werde. „Vielleicht ist das der Punkt, wo es pathologisch geworden ist. Am Ende war da ein Gefühl von absoluter Vergeblichkeit“, sagte Kühnert.

Kühnert hatte im Herbst 2024 überraschend seinen Rücktritt als SPD-Generalsekretär und seinen Rückzug aus der Politik verkündet und dafür gesundheitliche Gründe angeführt. Mitte Februar verabschiedete er sich mit einer Rede im Bundestag. Der Zeit verriet er, dass er seit einigen Jahren mit einem FDP-Mann liiert sei. Dank seiner Beziehung habe er noch einmal neu begriffen, wie wichtig der Respekt vor politisch Andersdenkenden sei: „Es braucht das ständige Bewusstsein, dass der politische Gegner auch recht haben könnte.“

Kühnert schließt nicht aus, noch einmal in die Politik zurückzukehren: „Ich bin nicht ausgestiegen, weil ich das alles lächerlich oder überflüssig fände“, sagte er.

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