SPD-Krise:"Nahe den Menschen" - Beck in Berlin

Zwei Wochen Krankheit ausgestanden, seine Partei ins Chaos verfallen: Vor dem SPD-Chef Kurt Beck liegen große Aufgaben. Er will kämpfen.

Die Stimmbänder sind noch ziemlich angekratzt - doch der SPD-Chef rüstet sich für neue Strapazen. Verläuft alles nach Plan, wird Kurt Beck am Montag nächster Woche (17. März) zu einer längeren Werbetour in eigener Sache starten. "Nahe den Menschen" - so lautet das Motto der Rundreise quer durch die Republik, die eigentlich auch als Probelauf für seine Kanzlerkandidatur gedacht war.

SPD-Krise: Kurt Beck mit Frank-Walter Steinmeier, der die Öffnung der SPD zur Linkspartei ablehnt.

Kurt Beck mit Frank-Walter Steinmeier, der die Öffnung der SPD zur Linkspartei ablehnt.

(Foto: Foto: dpa)

Ob dieses Ziel überhaupt noch in Reichweite liegt, scheint auch vielen in der SPD zumindest derzeit mehr als fraglich. Mit seinem eigenmächtigen Linksschwenk hat der rheinland-pfälzische Ministerpräsident auch in den eigenen Reihen die Zweifel verstärkt, ob er für Herbst 2009 wirklich der geeignete SPD-Herausforderer von Angela Merkel ist. Für den 59-Jährigen geht es nun erst mal kurzfristig darum, nach der Blamage von Hessen wieder ein Stück verlorene Autorität zurück zu gewinnen.

Man werde nach dem zweiwöchigen Krankenlager einen "selbstbewussten und kämpferischen SPD-Vorsitzenden" erleben, verspricht die Berliner Parteizentrale. Vor dem Kampf um seine politische Zukunft sei Beck jedenfalls nicht bange. Damit der Kraftakt gelingt, war für den Parteichef allerdings schon direkt nach der Rückmeldung vom Krankenbett eine Menge Überzeugungsarbeit notwendig.

Vom Krisentreffen in Berlin am Sonntagabend erhoffte sich auch die engste SPD-Führung wenigstens einige Klarheit, wie es in der krisengeschüttelten Partei nun eigentlich weitergehen soll. Nicht nur die beiden Stellvertreter Frank-Walter Steinmeier und Peer Steinbrück erwarten, dass Beck sie nicht bei nächster Gelegenheit wieder mit einem neuen Alleingang überrumpelt.

Für den Parteichef brisant ist, dass der sonst stets loyale Peter Struck das Lager gewechselt hat. "Wir haben die politische Mitte geräumt", kritisiert der Fraktionsvorsitzende inzwischen offen den von Beck eingeleiteten Linkskurs. Und auch Strucks Bekenntnisse zum Parteichef vom Wochenende klangen nicht unbedingt so, als ob Beck bei ihm noch unbegrenzten Kredit hat.

Kaum etwas zu befürchten hat der SPD-Vorsitzende am Montagmorgen in seinem Präsidium. Unmittelbar danach steht ihm jedoch ein ungleich schwierigerer Auftritt bevor. Nicht wie sonst üblich in der SPD- Zentrale, sondern vor den versammelten Berliner Korrespondenten in der Bundespressekonferenz will der SPD-Vorsitzende zum Hin und Her der letzten Wochen Rede und Antwort stehen. Ob sich Beck mit dieser riskanten Ortswahl, von dem ihm einige dringend abgeraten haben, wirklich einen Gefallen getan hat, muss sich noch zeigen.

Dass der Richtungskampf in der SPD durch ein Machtwort des Parteichefs auf einen Schlag beendet werden kann, ist ohnehin kaum zu erwarten. Zumindest die rechten "Seeheimer" und die neuerdings mit ihnen eng verbündeten "Netzwerker" sind wild entschlossen, gegen die aus ihrer Sicht "schleichende Machtübernahme" der treu zu Beck stehenden Parteilinken in der SPD offenen Widerstand zu leisten.

So gesehen bleiben sie nahe am Menschen - am Menschen Beck.

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