SPD-Kanzlerkandidat Steinmeier:Der Frank und sein Walter

Wieder Trubel um einen Politikernamen: Die SPD-Strategen im Willy-Brandt-Haus sprechen im Wahlkampf nur noch von "Frank Steinmeier" - dies sei "lebenspraktischer".

Matthias Kolb

Die angebliche Zeitenwende passierte Ende Januar, kurz nach der Vereidigung von Barack Obama. Auf einmal wurde aus dem Außenminister und SPD-Kanzlerkandidaten Frank-Walter Steinmeier ein neuer Mann: Frank Steinmeier meldet sich seit dem 26. Januar zu Wort und schreibt auf seiner Website über Abrüstung und das Konjunkturpaket.

SPD-Kanzlerkandidat Steinmeier: Für SPD-Chef Franz Müntefering (l.) war schon immer klar: Der Kanzlerkandidat der Genossen heißt Frank Steinmeier.

Für SPD-Chef Franz Müntefering (l.) war schon immer klar: Der Kanzlerkandidat der Genossen heißt Frank Steinmeier.

(Foto: Foto: dpa)

In der SPD-Wahlkampfzentrale, so meldete es kürzlich ein Reporter der dpa, sei man der Auffassung, der Name Frank Steinmeier sei "lebenspraktischer". Auf Einladungen zu SPD-Präsidiumssitzungen oder in Sitzungsprotokollen werde auf den Zusatz "-Walter" ohnehin schon seit Wochen verzichtet.

Im Willy-Brandt-Haus nimmt man die Berichte gelassen. "Niemand spricht ihn hier mit Frank-Walter an", heißt es aus der Parteizentrale. Parteichef Franz Müntefering rede stets von "unserem Kanzlerkandidaten Frank Steinmeier" und auch die Tatsache, dass SPD-Generalsekretär Hubertus Heil beim Berlinale-Empfang den zweiten Vornamen wegließ, sei keine Neuigkeit.

Keine Auswirkungen auf Plakate

"Mit Plakatgestaltung hat das nichts zu tun", sagte eine Sprecherin auf Nachfrage von sueddeutsche.de - schließlich wüssten die meisten Deutschen, wer Steinmeier sei und wofür er stehe. Die Vermutung, der SPD-Spitzenkandidat wolle durch den Verlust des zweiten Vornamens den Abstand auf Bundeskanzlerin Angela Merkel (12 Buchstaben) von 21 auf 15 Buchstaben verringern, ist also aus der Luft gegriffen.

Der Betroffene nimmt die Sache locker: "Alle Freunde, die mich von früher her noch aus Niedersachsen kennen, rufen mich sowieso nur Frank", sagt der Vizekanzler der Nachrichtenagentur dpa zum "Verlust" seines zweiten Vornamens. In Hannover oder zu Hause sei er eigentlich auch nur als Frank bekannt. Erst in Berlin, wo Steinmeier das Büro von Bundeskanzler Gerhard Schröder leitete, sei "Walter" öfter hinzugekommen. In aller Deutlichkeit betont der Kandidat: "Natürlich heiß' ich offiziell laut Pass und Ausweis Frank-Walter."

Andere Spitzenpolitiker lassen sich ebenfalls mit Spitznamen anreden: Ulla Schmidt heißt eigentlich Ursula und in Joschka Fischers Pass steht "Joseph" - wie ihn die Frankfurter Allgemeine Zeitung stets nannte.

Auch die Website des Kandidaten lautet noch immer www.frank-walter-steinmeier.de und wer sich ein wenig durch den Internet-Kosmos der Genossen klickt, der stößt auf beide Schreibweisen. Selbst am heutigen Tag verschickt die SPD-Pressestelle Mitteilungen über Frank-Walter Steinmeier.

Neue Vorschläge

Im Internet löste die Meldung eher Belustigung aus. Die satirische Website Narragonien hatte flugs zehn Vorschläge zur Hand, die angeblich im SPD-Wahlkampfbüro am heißesten diskutiert würden. Dazu gehört neben "Harry Potter-Steinmeier", "Frankenstein Meier" und "Frank-Walter Stein-Meier" auch der nur bedingt lustige Vorschlag "Frank Schäfer-Gümbel", der an den gescheiterten hessischen SPD-Kandidaten Thorsten Schäfer-Gümbel erinnert. Der hatte seinen Doppelnamen durch ein knappes TSG ersetzt.

Und nicht wenigen kam spontan der Gedanke, Steinmeier könne seinen "Walter" ja großzügig seinem neuen Kabinettskollegen Guttenberg überlassen. Dem CSU-Mann aus dem Wirtschaftsministerium hatten Witzbolde kürzlich ein "Wilhelm" in seinen schmucken Namen Karl-Theodor Maria Nikolaus Johann Jacob Philipp Franz Joseph Sylvester Freiherr von und zu Guttenberg hineingemogelt.

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