SPD im Wahlkampf:Die Genossen demontieren sich selbst

Statt Seit' an Seit' zu schreiten, präsentiert sich die SPD-Spitze wie ein aufgescheuchter Hühnerhaufen. Jüngstes Beispiel: der Renten- streit.

Th. Öchsner

Die Sozialdemokraten sind auf dem besten Wege, sich im Wahlkampf selbst zu demontieren. Gebeutelt von miserablen Umfrageergebnissen, müssten die Genossen eigentlich Seit' an Seit' schreiten. Stattdessen präsentiert sich die Führungsspitze der Partei wie ein aufgescheuchter Hühnerhaufen, dessen Oberhühner aufeinander einhacken.

SPD im Wahlkampf: Peer Steinbrück (rechts) kritisiert die Rentengarantie - die Chancen von SPD-Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier bei der Bundestagswahl dürfte das nicht erhöhen

Peer Steinbrück (rechts) kritisiert die Rentengarantie - die Chancen von SPD-Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier bei der Bundestagswahl dürfte das nicht erhöhen

(Foto: Foto: AP)

Erst präsentiert der SPD-Generalsekretär Hubertus Heil den Fernsehstar Katharina Saalfrank ("Die Super Nanny") stolz als Wahlkämpferin - und muss sich dann von Parteifreunden vorhalten lassen, dass die RTL-Erziehungsexpertin mit ihrer Sendung die Würde von Kindern bloßstelle und missbrauche.

Ähnlich ergeht es nun Arbeitsminister Olaf Scholz. Der SPD-Politiker betont bei jeder Gelegenheit, wie stolz er auf seine Rentengarantie ist. Nun darf er sich vom Parteigenossen Peer Steinbrück erklären lassen, dass die 25- bis 35-Jährigen dabei die "Gekniffenen" seien. So etwas wie Absprachen über einen geschlossenen Wahlkampfauftritt scheint es bei den Sozialdemokraten nicht zu geben.

Es ist bekannt, dass der Finanzminister sich von Parteifreunden nicht den Mund verbieten lässt und gerne unbeliebte Wahrheiten ausspricht. Das ist gut so. Aber warum äußert er ausgerechnet jetzt Zweifel am gesetzlichen Verbot der Rentenkürzung? Wieso hat er nicht Einspruch eingelegt, als die Regierung die Garantie beschlossen hat?

Als Anwalt der jungen Leute macht sich Steinbrück so nicht glaubwürdig. Vize-Regierungssprecher Thomas Steg, der demnächst ins Team des Kanzlerkandidaten Frank-Walter Steinmeier wechseln wird, muss ein Wunder vollbringen, damit aus dem SPD-Wahlkampf nach Gutdünken eine überzeugende Kampagne wird.

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