SPD-Generalsekretär Heil:Zwitschern müsste man können

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SPD-Generalsekretär Heil besucht staunend den Parteitag der Demokraten in Denver. Wenn er dabei nur nicht so peinlich herumtwittern würde.

Carsten Matthäus

Die SPD ist stolz auf ihren Generalsekretär. Der kann nämlich mit neuen Medien umgehen. Das kann nicht jeder. "Hubertus Heil 'twittert' aus den USA" steht als eine der Top-Meldungen auf der Startseite der Volkspartei. Und voller Ehrfurcht wird auf der SPD-Seite auch den Technik-Laien die neue Technik erklärt, die der angesagte Genosse Heil gerade nutzt. Es ist wahrscheinlich abgeschrieben aus der Selbstdarstellung von Twitter (englisch für zwitschern): "Die Social Network und Mikroblogplattform Twitter macht es möglich, SMS-ähnliche Textnachrichten, 'Updates' oder 'Tweets', mit maximal 140 Zeichen über verschiedene Dienste zu versenden.

SPD-Startseite: "Heil 'twittert' aus den USA" (Foto: Foto: Screenshot spd.de)

Die gute Nachricht: Heil ist drin. Er kommt mit der Technik klar und zwitschert nach Herzenslust. Das macht es ihm möglich, alle Welt teilhaben zu lassen an seiner Begeisterung für Obama, dessen Frau Michelle, Ted Kennedy, Bill Clinton und alle, die ihm sonst noch über den Weg laufen. Joschka Fischer ist auch dabei - Heil schreibt da nur "joschka", weil er den ja schon kennt. Joschka zwitschert aber nicht mit.

Die schlechte Nachricht: Heil hat nichts zu melden, gar nichts. Ein Beispiel (in dem wir aus Dokumentationszwecken die Rechtschreibung nicht korrigiert haben): "Themen sind armutsbekaempfnung und klimawandel. Joschka ist moderator, clinton hielt impulsreferat. Kernthese: gute absichten reichen nicht". Man erfährt weiter, dass es bei dem Forum offenbar "allgemein um die Fragen der Demokratie in Zeiten der Globalisierung" geht. Auch, dass seine Mitreisende Skateboards und Schuhe eingekauft haben und dass man in Denver Bier trinken gehen kann. Mehr nicht.

Gäbe es nur die Heilsche Twitter-Seite, so könnte man noch hoffen, dass alles ein schlechter Scherz war. Kommt ja öfter mal vor, dass sich jemand unter einem Phantasienamen - und warum nicht Hubertus Heil - bei Twitter einloggt und dem echten Heil per verbalem Unsinn eine einschenkt. Oder es könnte jemand den Blackberry von Herrn Heil gestohlen haben und ihn in gemeiner Weise missbrauchen. Aber diese Ausrede ist verbaut, es gibt ja leider noch die SPD-Startseite, auf der eine Volkspartei offenherzig bewundert, dass sich ihr Generalsekretär in Denver gerade maximal lächerlich macht.

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