Süddeutsche Zeitung

SPD:Die Purzelbäume des Martin Schulz

Zu Beginn hat der Kanzlerkandidat Martin Schulz die SPD noch euphorisiert. Doch am Ende steht ein Wortbruch. Seine Karriere in Bildern.

Mit 31 Jahren wird Martin Schulz 1988 Bürgermeister in Würselen. Er ist zu diesem Zeitpunkt der jüngste Bürgermeister Nordrhein-Westfalens. Gegen den Widerstand einer Bürgerinitiative setzt er den Bau einer Freizeitbades durch. Das Spaßbad kostet die Stadt jährlich Millionen, ohne je Gewinn abzuwerfen.

1994 wird Schulz ins Europäische Parlament gewählt. In Brüssel macht er sich einen Namen als überzeugter Europäer - und steigt weiter auf. 2012 wählen ihn die Abgeordneten im ersten Wahlgang mit absoluter Mehrheit zum Präsidenten des EU-Parlaments.

Januar 2017, Schulz ist auf dem Höhepunkt seiner Karriere: Auf einer Sonder-Fraktionssitzung der SPD präsentiert er sich als Kanzlerkandidat. Der damalige Parteivorsitzende Sigmar Gabriel verzichtet auf eine Kandidatur und macht damit den Weg für Schulz frei.

Es folgt die Phase der Euphorie. Die SPD-Umfragewerte schnellen nach oben. Überall wird Schulz gefeiert. Eine Zeitlang scheint sogar ein Sieg der Sozialdemokraten bei der Bundestagswahl möglich. Die SPD sieht in ihm eine Art Heilsbringer. Der Bundesparteitag im März wählt Schulz mit 100 Prozent der Stimmen zum Parteichef.

Doch der Hype hält nicht lange. Die SPD verliert die Landtagswahlen im Saarland, Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen. Schulz setzt im Wahlkampf auf das Thema soziale Gerechtigkeit - dringt aber nicht zu den Wählern durch. Auch auf Bundesebene sinken die Umfragewerte. Die Hoffnungen der Sozialdemokraten ruhen auf dem TV-Duell gegen Kanzlerin Merkel. Doch Schulz, der eigentlich als besserer Redner gilt, gelingt es nicht zu überzeugen.

Bei der Bundestagswahl stürzt die SPD auf 20,5 Prozent ab - ihr schlechtestes Ergebnis in der deutschen Nachkriegsgeschichte. Kurz nachdem die Ergebnisse bekannt werden, erklärt Schulz die große Koalition für beendet. Einen Tag später sagt er: "In eine Regierung von Angela Merkel werde ich nicht eintreten." Es sind zwei folgenschwere Ankündigungen.

Als die Jamaika-Verhandlungen scheitern, beginnt die Zeit der Kehrtwenden: Zunächst erklärt Schulz: "Wir stehen für den Eintritt in eine große Koalition nicht zur Verfügung." Die SPD nimmt trotzdem Sondierungs- und später Koalitionsgespräche mit der Union auf. Am Mittwoch, nach Abschluss der Verhandlungen, kündigt Schulz an, er wolle nun doch in eine Regierung unter Merkel eintreten und Außenminister werden - ein klarer Wortbruch.

Schnell wächst der Unmut in der SPD. Die Partei mache sich unglaubwürdig, heißt es. Rasch überlagern Personaldebatten den ausgehandelten Koalitionsvertrag, der durchaus eine sozialdemokratische Handschrift trägt. Am Donnerstag meldet sich Sigmar Gabriel zu Wort, den Schulz als Außenminister ablösen will. Er beklagt Respektlosigkeit und mangelnde Wertschätzung seiner Arbeit. Am Freitagnachmittag gibt Schulz seinen Verzicht auf den Posten bekannt.

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